Beim Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland gibt es noch viel Potenzial nach oben. Das zeigen die Ergebnisse des „Barometer der Energiewende 2019“, herausgegeben vom Fraunhofer IEE. Dieser zeigt, wie die Entwicklung hin zu einem CO2-emissionsfreien Energiesystem in Deutschland voranschreitet. Die Forscher sagen: Um das Energiesystem emissionsfrei zu machen, gibt es zu den erneuerbaren Energiequellen keine Alternative. Windenergie- und Photovoltaikanlagen liefern unmittelbar und günstig elektrischen Strom. Diesen gilt es auch in den Sektoren Wärme, Kälte, Produktion, Mobilität und Transport zu nutzen.
Der Bericht stellt fest: „Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet voran, aber zu langsam. Wir sind nicht auf Kurs, um den Zielen des Klimaabkommens von Paris gerecht zu werden .“ Prof. Dr. Clemens Hoffmann, Leiter des Fraunhofer Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE erklärt, dass die deutsche Energiewende an eine Phasengrenze gekommen sei. Er sagt weiter: „Die gegenwärtigen Installationsraten für die erneuerbaren Energiequellen werden absehbar nicht mehr den Verlust von Erzeugungsleistung durch die altersbedingt ausscheidenden Wind- und Solaranlagen überschreiten.“
Der Zubau in der Windenergie lag 2018 bei 3,82 GW Leistung. Um die in Paris vereinbarten Klimaziele einer 95-prozentigen Minderung von Treibhausgasen noch erreichen zu können, muss diese Zahl nach den Szenario-Modellierungen der Wissenschaftler bis 2030 auf rund 11 GW pro Jahr, also etwa das Dreifache, erhöht werden. Bei Photovoltaik-Anlagen lag der Zubau bei 2,3 GW. Hier muss der notwendige Zubau bis 2030 auf rund 8,5 GW pro Jahr, also etwa das 3,5-fache, wachsen.
Die gute Nachricht: Die Kosten für Photovoltaik und Windenergie sind stark gesunken und sind mittlerweile konkurrenzfähig. Prof. Dr. Hans-Martin Henning, Leiter des Fraunhofer ISE in Freiburg und Sprecher der Fraunhofer-Allianz Energie, sagt: „Neben der fortlaufenden Technologieentwicklung ist nun der nächste Schritt, die weiteren Sektoren einzubeziehen: etwa die Wärmeversorgung und den Verkehr mit Erneuerbaren zu bedienen.“
Bei der Wärmeversorgung zum Beispiel könnte eine Kopplung mit erneuerbaren Energien Vorteile bringen. So sind Wärmepumpen ein zentrales Bindeglied für die Kopplung von Strom- und Wärmesektor. Gebäude lassen sich effizient mit erneuerbarem Strom beheizen, weil sie zusätzlich zur elektrischen Energie bis zu drei weitere Anteile aus der Umweltwärme gewinnen. Zudem lassen sich Wärmepumpen zum Kühlen nutzen.
Die Energiewende
Gesetze und Abkommen
Deutschland
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
- Ziel: Strom aus erneuerbaren Energiequellen soll gefördert werden; 2025 bis 45 Prozent des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen; 2035 sollen es 60 Prozent sein.
- Regelt die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen ins Stromnetz sowie die Vergütung des so erzeugten Stroms.
Die Energieeinsparungsverordnung (EnEV)
- Ziel: Senkung der Treibhausgasemissionen; 2050 sollen alle Gebäude in Deutschland klimaneutral sein.
- Regelt den Energiebedarf von Gebäuden für Beheizung und Warmwasser.
Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWK)
- Ziel: Anzahl der KWKs soll 2020 bis 25 Prozent der Energieproduktion ausmachen.
- KWK bedeutet, dass Strom und Wärme gleichzeitig erzeugt werden. Gefördert wird hier die Vergütung von KWK-Anlagen aus fossilen Brennstoffen.
Europa
Richtlinien- und Zielpaket für Klimaschutz und Energie der EU (20/20/20 Ziele)
- Ziel: 2020 soll es 20 Prozent weniger Treibhausgasemissionen geben als 1990.
- 20 Prozent des Energieverbrauchs sollen von erneuerbaren Energien kommen.
- Die Energieeffizienz soll um 20 Prozent gesteigert werden.
EU-Klima- und Energierahmen 2030
- Ziele für das Jahr 2030: Treibhausgasemissionen um 40 Prozent senken; erneuerbare Energien haben einen Anteil an Energieverbrauch von 27 Protent; Energieeinsparungen in der Höhe vom 27 Prozent.
International
Klimaschutzübereinkommen von Paris
- Wurde 2015 als erstes rechtsverbindliches und weltweites Dokument zum Klimaschutz von 195 Ländern unterzeichnet.
- Ziel: Das Abkommen will die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius beschränken, um die Folgen des Klimawandels abzumildern.
- Die USA hat den Austritt aus dem Abkommen angekündigt. Dieser dauert drei Jahre.
Sanja Döttling, Redakteurin Beschaffung aktuell