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Equipment-as-a-Service in der Fertigungsindustrie: Verlagerung von Capex zu Opex

Equipment-as-a-Service in der Fertigungsindustrie
EaaS: Verlagerung von Capex zu Opex

EaaS: Verlagerung von Capex zu Opex
Bild: Bei einem Pay-per-Use-Modell in der Produktion wird nicht pro Monat oder Quartal abgerechnet, sondern pro gefertigtem Teil. Bild: Parilov/stock.adobe.com

Die gegenwärtige Wirtschaftslage stellt nationale und internationale Unternehmen vor vielschichtige Herausforderungen. Angefangen bei steigenden Kosten für Energie und Rohstoffe über anfällige globale Lieferketten bis hin zu Materialknappheit. Wie ein aus der Servitization abgeleitetes Geschäftsmodell mögliche Risiken minimiert beschreibt Jonas Daberkow, Director Equipment-as-a-Service Solution bei Relayr, in seinem Gastbeitrag.

Angesichts des herausfordernden Szenarios stellen sich Fragen nach dem Zugang zu den benötigten Maschinen und Komponenten, der Versorgungssicherheit innerhalb eines sehr volatilen Marktes sowie der eigenen finanziellen Flexibilität und Stabilität. Das gilt ganz besonders für unvorhergesehene oder nicht budgetierte Investitionsausgaben.

Benötigt werden zukunftsfähige Modelle, die es ermöglichen, finanzielle Risiken möglichst zu minimieren, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Schnelle oder einfache Lösungen wird es angesichts der Komplexität der aktuellen Situation und der Unsicherheit der Märkte kaum geben, strategisch durchdachte Geschäftsmodelle hingegen schon.

Equipment-as-a-Service: Einfluss auf die Beschaffung

Abgeleitet aus dem Trend zur Servitization – der Transformation von Produkten zu Dienstleistungen – hat sich in der Fertigungsindustrie das Equipment-as-a-Service Modell (EaaS) entwickelt. Dieses Konzept ermöglicht es Nutzern von Maschinen und Anlagen, verkürzt dargestellt, Maschinen (Equipment) nicht mehr per einmaligem Kauf zu erwerben, sondern diese gegen eine flexible, nutzungsabhängige Gebühr über einen bestimmten Zeitraum in ihrer Produktion zu nutzen.

Durch die Anwendung von EaaS-Geschäftsmodellen lassen sich drei wichtige strategische Beschaffungsziele erreichen:

  • EaaS nimmt den Maschinennutzern die Last der Beschaffungsrisiken und verlagert sie auf die Seite der EaaS-Anbieter. Dieser trägt auch automatisch das Ausrüstungsrisiko und Investitionsausgaben. Gleichzeitig liegt auch die Verantwortung für die Effizienz, für Uptime und Funktionalität des Equipments bei den Herstellern. Lagen das Risiko sowie die Kosten der Beschaffung, der Lieferketten und der Total-Cost-of-Ownership (TCO) der Anlage in konservativen Geschäftsmodellen bisher auf der Beschaffungsseite, wird mit der Einführung eines EaaS-Modells das Interesse des Maschinennutzers mit dem Interesse des Herstellers in einer risikobeteiligten Partnerschaft in Einklang gebracht.
  • EaaS verschafft Transparenz und macht die tatsächlichen Total-Cost-of-Ownership (TCO) von Maschinen besser kalkulierbar, da die schwer planbaren variablen Ausgaben wegfallen. Lag in der Vergangenheit der Fokus der Beschaffung allein auf der Optimierung einzelner Käufe, tritt nun die Gesamtheit der Investitionen in den Vordergrund. EaaS-Geschäftsmodelle vereinen drei Komponenten: Zum einen das Internet-of-Things (IoT), zum anderen umfangreiche Garantien für den funktionsfähigen Zustand der Maschinen oder Anlagen und schließlich Sicherheiten für den zu liefernden EaaS-Service zu vorab definierten Preisen. Die kombinierten Synergien machen die Total-Costs-of-Ownership nicht nur kalkulierbarer, sie optimieren sie auch deutlich mehr als dies im Einzelkauf von Services durch Beschaffung möglich wäre.
  • EaaS bietet durch die Synergien von IoT, Garantie und Finanzierung eine komplette Lösung mit verbesserten Geschäftsergebnissen, im Vergleich zum Kauf einzelner Dienstleistungen. Der Einkauf einzelner Dienstleistungen ist nicht nur teurer, er erfordert auch einen größeren und konstanteren Aufwand seitens des internen Procurements.

Das Zahlungsmodell: Pay-per-Use

Bei EaaS-Geschäftsmodellen verlagern sich für die EaaS-Nachfrager die Vermögenswerte und Unternehmensbilanzen von CapEx (Investitionsausgaben) zu OpEx (Betriebsausgaben). Eine gängige Variante dieses Verfahrens ist das Pay-per-Use- oder Pay-per-Unit-Zahlungsmodell. Von anderen Modellen unterscheidet es sich darin, dass die Vergütung nicht innerhalb eines festgelegten Zeitraums erfolgt, sondern nach der tatsächlichen Nutzung des Equipments. Bei Fertigungsmaschinen werden demzufolge Nutzungsperioden nicht pro Monat oder Quartal abgerechnet, sondern pro gefertigtem Teil.

Das Pay-per-Demand Zahlungsmodell verschafft dem EaaS-Nachfrager einen verbesserten Ausgabenüberblick. Durch die Verminderung der Risiken bei gleichzeitiger Hochverfügbarkeit der Anlagen verbessert sich langfristig auch die Konkurrenzfähigkeit der Maschinennutzer.

Laut einer im April 2022 durchgeführten Relayr-Studie haben zum Zeitpunkt der Befragung erst 14 Prozent der Maschinenbauer ein EaaS-Modell am Markt angeboten, 54 Prozent befanden sich bereits in der Planung und Entwicklung. Grafik: Relayr

Gemeinsames Ziel: Optimale Maschinen-Performanz

Equipment-as-a-Service ermöglicht es den Anbietern, ein neues Werteangebot für den Kunden zu schaffen, das darin besteht, von einer eher losen oder einmaligen Kundenbeziehung in eine dauerhafte Partnerschaft überzugehen, bei der EaaS-Anbieter und -Nachfrager die gleiche Zielsetzung teilen: Sicherzustellen, dass die eingesetzten Maschinen zu jeder Zeit die geplante Leistung erbringen.

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