Startseite » Fertigungstechnik »

Daniel Cohn, Protolabs, im Interview

Daniel Cohn, Managing Director & 3DP Lead EMEA, Protolabs
„Wir bieten unseren Kunden eine Vielzahl an Stellschrauben“

„Wir bieten unseren Kunden eine Vielzahl an Stellschrauben“
Daniel Cohn ist Managing Director & 3DP Lead EMEA bei Protolabs. Bild: Protolabs
Das Unternehmen Protolabs bietet eine digitale Plattform für die On-Demand-Fertigung in den Bereichen Spritzguss, CNC-Bearbeitung und 3D-Druck. Daniel Cohn, Managing Director & 3DP Lead EMEA, spricht im Interview über die Vorteile einer E-Commerce-Plattform im Vergleich zur klassischen Lohnfertigung und die Bedeutung des richtigen Produktdesigns.

Das Interview führte Yannick Schwab, Beschaffung aktuell

Beschaffung aktuell: Herr Cohn, Protolabs wurde 1999 gegründet, um die Bereitstellung von Spritzguss-Prototypen zu beschleunigen. Später kamen die CNC-Bearbeitung und der 3D-Druck hinzu. Wie sieht die Verteilung des Umsatzes auf die drei Technologien heute aus?

Daniel Cohn: Der Ursprung von Protolabs mag zwar in der Spritzgussfertigung liegen, allerdings war es uns von Anfang an wichtig, dass wir unserer Kundschaft schnell und unkompliziert Bauteile in bestmöglicher Qualität liefern. Dementsprechend war bereits früh klar, dass wir unsere Produktpalette stetig erweitern würden.

Dies lässt sich auch anhand unserer Umsätze in den jeweiligen Marktsegmenten Spritzguss, CNC-Bearbeitung und 3D-Druck erkennen: Grundsätzlich macht der Spritzguss rund mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes aus, dicht gefolgt von der CNC-Bearbeitung, welche ungefähr einem Drittel des Umsatzes entspricht. Der 3D-Druck, unser jüngstes und zugleich innovativstes Marktsegment ist für die verbleibenden Umsätze verantwortlich – Tendenz stark steigend.

Wie läuft der Bestellvorgang über Protolabs konkret ab?

Prinzipiell beginnt die Reise eines jeden Produkts bei Protolabs mit einem initialen Designvorschlag vonseiten unserer Kundinnen und Kunden. Hierfür kann ein erster Designentwurf in Form einer CAD-Datei auf unsere E-Commerce-Plattform hochgeladen werden. Innerhalb von wenigen Stunden wird jedes Bauteil im Rahmen einer sogenannten „Design for Manufacturability“-Analyse begutachtet, um bereits vor dem eigentlichen Produktionsbeginn ein optimales Design entwickeln zu können. Dabei erhalten Auftraggebende von unserem Expertenteam Änderungsvorschläge hinsichtlich der Wandstärken, Formschrägen, dem Materialfluss sowie weiteren potenziellen Fehlerquellen – prinzipiell eine Bandbreite an möglichen Optimierungen.

Im Anschluss daran, werden in Abstimmung mit unseren Fachkräften, die Materialien und Verfahren, sowie die Stückzahl ermittelt. Je nach Komplexität, Aufwand und Fertigungsverfahren erreichen wir so Lieferzeiten von lediglich einem Tag bis hin zu maximal zwei Wochen. Zudem lohnt sich dieser Prozess natürlich auch für unsere Kundschaft: Protolabs agiert praktisch als externes R&D-Labor, denn wir passen Designs an und sorgen für einen schnellen und optimierten Produktionsprozess.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Qualität der gelieferten Teile sicherzustellen?

Die Qualität eines Produkts fängt bei uns schon mit dem richtigen Design an. Mit der Machbarkeitsanalyse stellen wir bereits vor dem eigentlichen Produktionsbeginn sicher, dass für jedes Produkt sowohl das richtige Verfahren als auch Material ausgewählt werden. Zudem können dank der umfassenden Designanalyse mögliche Fehler oder Schwachstellen wie Überhänge oder zu dünne Wandstärken, frühzeitig identifiziert werden.

Im nächsten Schritt wird das Design in enger Zusammenarbeit mit unseren erfahrenen Expertinnen und Experten dahingehend optimiert, dass das finale Bauteil nicht nur den Anforderungen der Kundschaft entspricht, sondern auch höchste Qualitätsstandards erfüllt. Auch was unser Angebot an verfügbaren Materialien betrifft, legen wir großen Wert auf die Qualität. So können unsere Kundinnen und Kunden – in Abstimmung mit der gewählten Fertigungstechnik – aus verschiedenen Werkstoffen wie Flüssigsilikonen, Metallen oder Kunststoffen wählen.

Nach der eigentlichen Fertigung kommt dann unser Qualitätsmanagementsystem zum Zuge: Bauteile werden überprüft, gemessen und so nachbearbeitet, dass sie genau den Anforderungen unserer Kunden entsprechen. Qualität ist dementsprechend vom ersten Kontakt bis zum Versand Teil unserer DNA.

Wie verhalten sich die Kosten im Vergleich zu traditionellen Beschaffungsmethoden?

Angefangen bei der Auswahl des Verfahrens, lassen sich deutliche, preisliche Unterschiede erkennen. So kann der 3D-Druck eine vergleichsweise kostengünstige Alternative zum Spritzgussverfahren oder zur CNC-Bearbeitung darstellen. Denn hierfür müssen keine Werkzeuge angefertigt werden, was die Kosten für ein Bauteil oftmals in die Höhe treibt.

Auch mit Blick auf das Material, lohnt es sich, fachmännischen Rat einzuholen. Denn die Auswahl von hunderten Kunststoffen, Silikonen, Metallen und Co. wird schnell überfordernd und so werden kostengünstige Alternativen schnell übersehen. Schlussendlich kann es bei der Kostenkalkulation auch hilfreich sein, das Große und Ganze im Blick zu behalten.

Das Überarbeiten des Designs vor Beginn des Herstellungsprozess kann bereits einen entscheidenden Beitrag zur Kostenoptimierung leisten. Durch die Wahl von miteinander kompatiblen Materialien und Verfahren, sowie das frühzeitige Beheben möglicher Designfehler können sekundäre Arbeitsgänge vermieden werden. Das spart auf der einen Seite Kosten, auf der anderen Seite aber auch wertvolle Zeit.

Im Vergleich zu traditionellen Beschaffungsmethoden haben Kunden dementsprechend eine Vielzahl an Stellschrauben, um Kosten zu beeinflussen und dabei dennoch optimale Ergebnisse zu erzielen – und laufen nicht Gefahr durch Probleme in der Lieferkette anderweitige Kostenfaktoren in Kauf nehmen zu müssen.

Spritzgusswerkzeuge sind aufwendig in der Herstellung. Welche Losgrößen müssen hier geordert werden, damit die „Online-Fertigung“ wirtschaftlich ist?

Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden das Bestellen von Teilen nach Bedarf und ohne Mindestbestellmenge an – das gilt auch für das Spritzgussverfahren. Damit möchten wir unserer Kundschaft ermöglichen, flexibel auf Markt- und Nachfrageschwankungen zu reagieren. In einzelnen Fällen – insbesondere, wenn nur eine kleine Stückzahl gefertigt werden soll, kann aber auch die additive Fertigung das Mittel der Wahl darstellen.

Da uns genau dieser Umstand bewusst ist, haben wir mit unserer E-Commerce-Plattform auch einen Rechner eingeführt, der klar aufzeigt, bei welcher Stückzahl die Fertigung mittels Spritzgussverfahren schlussendlich günstiger ist. Damit aber noch nicht genug: Wir geben unseren Kunden auch eine lebenslange Werkzeuggarantie! Werden also Bauteile auch noch Jahre nach dem ersten Auftrag benötigt, dann stellen wir sicher, dass unsere Kunden die gleichen Bauteile in derselben Qualität von uns beziehen können.

Wie können Fertigungsplattformen wie Protolabs dabei helfen, Herausforderungen im strategischen und operativen Einkauf zu bewältigen?

Insbesondere im Einkauf stehen Unternehmen vor immer größeren Herausforderungen: Einerseits haben Verantwortliche bereits seit geraumer Zeit mit erheblichen Einschränkungen innerhalb der Lieferketten zu rechnen und dementsprechend weitestgehend das Vertrauen in ihre Lieferanten verloren, andererseits wächst der Kostendruck und das Verlangen die eigene Konkurrenzfähigkeit zu steigern. Lieferanten, die hier mehr Flexibilität schaffen und so Frei- und Handlungsspielräume ermöglichen sind dementsprechend eine weitreichende Entlastung.

Für uns ist zudem noch wichtig, dass wir unsere Kundinnen und Kunden dabei unterstützen ihre Produkteinführungszeiten deutlich zu verkürzen, da wir unsere Angebote innerhalb von nur wenigen Stunden und die Bauteile im Rahmen von ein paar Tagen bereitstellen. Außerdem geht mit der Entwicklung eines optimalen Designs gleichzeitig eine beschleunigte Markteinführung im Vergleich zur konventionellen Produktion einher. Durch die kontinuierliche Verfügbarkeit von Anwendungsingenieuren und unserem umfassenden Beratungsangebot, sowie unserer Bibliothek mit Online-Ressourcen mit zahlreichen Tipps, Richtlinien und Whitepapern, tragen wir darüber hinaus zur Herstellung hochwertiger und ästhetisch ansprechender Bauteile bei.

Des Weiteren können Risiken deutlich gemindert werden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass unsere bedarfsorientierte Produktion die effektive Steuerung von Nachfrageschwankungen und Lagerkosten ermöglicht.

Wie heben Sie sich von anderen Fertigungsplattformen ab?

Geschwindigkeit, Qualität und Expertise im Umgang mit den Anforderungen und Wünschen unserer Kunden sind die Hauptmerkmale, auf die es bei Protolabs ankommt. Darüber hinaus zeichnet sich unsere E-Commerce-Plattform dadurch aus, dass sie dabei hilft Produktionszeiten zu verringern und die Markteinführung wesentlich zu reduzieren. Für Ingenieure und Konstrukteure stellt diese daher eine besonders wertvolle Ressource dar.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, ist die Größe unseres Maschinenparks für die Fertigungsverfahren 3D-Druck, CNC-Bearbeitung und Spritzguss. In Kombination mit unserem breit aufgestellten Team an Expertinnen und Experten, stellen wir sicher, dass auch komplexere Projekte umgesetzt oder Bauteile auf Wunsch auch in Serie produziert werden können.

Zudem war es uns ein großes Anliegen, die Plattform so intuitiv und benutzerfreundlich wie möglich zu gestalten. Unsere digitale Fertigungsplattform ermöglicht es Anwenderinnen und Anwendern, ihre (On-Demand-) Aufträge mit möglichst wenig Aufwand zu verwalten. Des Weiteren werden die Produktionsprozesse aufgrund der mit der Plattform verknüpften Machbarkeitsanalyse deutlich beschleunigt und die Zeit, die vom Angebot bis zum marktreifen Produkt verstreicht, enorm reduziert.

Bestellen die Einkäufer oder die Bedarfsträger aus Fertigung und Konstruktion bei Ihnen? Gibt es die Möglichkeit Protolabs in die Systemlandschaft der Kunden einzubinden?

Mittlerweile gehört Protolabs zu einem der weltweit schnellsten digitalen Quellen für gefertigte Prototyen und bedarfsorientierte Produktionsteile im Expressverfahren. Daher bedienen wir inzwischen nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Unternehmen jeglicher Größe und Branche mit unseren Produkten und Services – und hierunter fallen dann natürlich auch Einkäufer, Ingenieure, Konstrukteure und insgesamt alle Personen, die einen Bedarf an Prototypen und Kleinserienfertigung haben.

Dabei muss natürlich beachtet werden, dass wir in den unterschiedlichsten Branchen mit den unterschiedlichsten Anforderungen und auch Systemen arbeiten – und dies gilt selbstverständlich auch für die Systemlandschaften unserer Kundschaft. Über unsere eigene E-Commerce-Plattform erreichen wir dabei zugleich eine einfache Auftragsabfertigung wie auch eine unkomplizierte Übersicht über alle Bestellungen und Iterationen.

Welche Vorteile bieten digitale Fertigungsplattformen im Vergleich zur direkten Zusammenarbeit mit einem Lohnfertiger?

Ein wesentlicher Vorteil digitaler Fertigungsplattformen besteht darin, dass der Upload der Entwürfe eines Bauteils flexibel erfolgt, und die Preisgestaltung – ganz transparent – in Echtzeit eingesehen werden kann. Zudem stehen durch die Plattform alle verfügbaren Fertigungsdienste – also der klassische 3D-Druck, CNC-Bearbeitung und Spritzguss – in einer Schnittstelle gebündelt zur Auswahl. Durch das integrierte Preiskurventool können die jeweiligen Optionen – auch in Bezug auf die Kosten – auf einen Blick miteinander verglichen werden. Mit den Vorzügen der E-Commerce-Plattform, sowie dem On-Demand-Fertigungsangebot erhalten Auftraggebende mehr Kontrolle und eine bessere Übersicht über ihre Projekte.

Darüber hinaus bieten wir unseren Kundinnen und Kunden von der ersten Idee, über die Designanalyse und den Produktionsprozess bis hin zum marktreifen Produkt, eine umfassende Beratung durch unsere Fachkräfte an. Bekanntermaßen sind es die Kompetenz, Expertise sowie jahrelange Erfahrung mit komplexen Projekten unserer Expertinnen und Experten, die einem Bauteil den nötigen Feinschliff verleihen. Durch den direkten Kontakt mit unseren Spezialisten, ist es möglich sowohl während der Designentwicklung als auch bei dem Produktionsprozess oder sogar in Sekundärprozessen entscheidende Änderungen vorzunehmen, die schlussendlich zu einem makellosen Ergebnis führen.

Unsere Webinar-Empfehlung
Aktuelles Heft
Titelbild Beschaffung aktuell 4
Ausgabe
4.2024
PRINT
ABO

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de