Das dänische Modeunternehmen schreibt auf seiner Website: „Die Implementierung neuer Technologien in der Logistik steigert nicht nur die Effizienz, sondern verbessert auch das Arbeitsumfeld für unsere Kollegen.“ Bestseller unterstreicht damit, dass bei ihm nicht nur ein feines Gespür für trendige Fashion vorherrscht – auch in Sachen Logistik weiß man demnach, was modern und angesagt ist. Den Beweis soll das vom Systemintegrator Klinkhammer Intralogistics errichtete Lager mit der Robotiklösung von Exotec liefern.
Im Jahr 2021 reifte der Plan, das Logistikzentrum in Taulov (Dänemark) mit einem automatischen Lagersystem auszustatten. „Bis dahin hatten wir manuell kommissioniert“, erklärt der Projektverantwortliche Tonni Jensen. „Aber unser Wachstumsziel von 33 Prozent ließ sich so nicht erreichen.“ Mehr Effizienz war gefragt. Das Familienunternehmen mit 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beliefert 2700 eigene Geschäfte und über den Großhandel zusätzlich 17.000 Kauf- und Modehäuser. Zu den bekanntesten Modemarken von Bestseller gehören Only, Jack & Jones und Vero Moda. Die Lieferungen gehen in 70 Länder.
„Unsere Kommissionierlösung musste schnell und flexibel sein und sich der Art und Weise anpassen, wie wir die Geschäfte beliefern“, so Jensen. Konkret meint er damit unter anderem: Bewältigung von saisonalen Peaks und Versand am nächsten Tag bei spätem Annahmeschluss. Außerdem wollte Bestseller seine Lagermitarbeiter mehr für wertschöpfende Arbeiten als für einfaches Kommissionieren einbinden.
Seit dem Ende des manuellen Kommissionierens übernehmen autonome Roboter („Skypods“) die Transporte durch das Lager. Aber das ist nur ein Teil der Automatisierung. Hinzu kommen die Depalettierung und Kartonöffnung im Wareneingangsbereich, der Aufrichter für die Versandkartons und nicht zuletzt die Palettierung der Versandkartons im Warenausgang. Alles automatisch, alles von Klinkhammer zu einem aufeinander abgestimmten Gesamtsystem integriert. Das Lager nimmt den Unternehmen zufolge bis zu 51.000 Trays auf. Die eintreffenden Waren sind in Kartons verpackt, welche vollautomatisch geöffnet und anschließend auf Trays gestellt werden.
Lager für bis zu 51.000 Trays
Die Roboter bewegen sich autonom. Ihre Steuerung übernimmt das Warehouse Execution System (WES). Für das Ein- und Auslagern in den zehn Meter hohen Regalen musste der Modeanbieter keine teuren Flurförderzeuge wie etwa Regalbediengeräte anschaffen. Das Rauf und Runter erledigen die Roboter selbst. Jede Stunde bringen sie rund 1320 Behälter und Trays zu den Kommissionierstationen. Davon hat der Systemintegrator acht Stück installiert. Die Roboter fahren dort mit ihrer Ladung vor – aber nicht ebenerdig. Bevor sie den Kommissionierer erreichen, erheben sie sich über eine Rampe vom Hallenboden.
Das hat den Vorteil, dass die Mitarbeiter die Waren in aufrechter Körperhaltung entgegennehmen und auf die Versandkartons verteilen. Die Kommissionierstationen sind mit „Order Movern“ ausgestattet. Sie sollen dafür sorgen, dass ein Mitarbeiter immer vier für den Versand bestimmte Kartons parallel füllen kann. Ist eine Bestellung vollständig abgearbeitet, wird der Karton automatisch in Richtung Versand weiterbefördert.
Jeder Roboter transportiert bis zu 30 Kilogramm zwischen Regal und Kommissionierstation. Das erspart den Mitarbeitern beschwerliche Fußwege, die sich in konventionellen Lagern pro Schicht auf mehrere Kilometer addieren. „Mit dem automatisierten Picking-Prozess nehmen wir den Mitarbeitern schwere körperliche Arbeit ab“, weiß Jensen neben den logistischen auch die ergonomischen Vorzüge der automatischen Lagerlösung zu schätzen. Was ebenfalls gut ankommt: Es bedarf keiner langen Einarbeitungszeit. „Das Feedback unserer Kommissionierer bestätigt, dass das System intuitiv und einfach zu bedienen ist.“
Zusätzliche Kapazitäten schnell ausbauen
Ein gut funktionierendes Lager bleibt so lange State of the Art, wie es wachsende Herausforderungen meistert. Das ruft die Frage nach der schnellen und einfachen Skalierbarkeit auf den Plan. Aktuell beansprucht das Robotiklager 6000 der insgesamt 22.000 Quadratmeter großen Lagerfläche in Taulov. Prinzipiell können die Kapazitäten jederzeit ausgebaut werden. Das Aufstellen und die Inbetriebnahme neuer Regale sowie die Erweiterung der automatisierten Lagerkapazitäten sollen sich in kurzer Zeit erledigen lassen. Die Größe der Roboterflotte, die über die Gänge wuselt, richtet sich nach der zu bewältigenden Auftragsmenge. Derzeit sind bis zu 79 autonome Kommissionierer unterwegs. „Mit unserer automatisierten Lösung sind wir sehr zufrieden“, betont Arne Gjerluf Roedahl, Operations Manager bei Bestseller. „Sie erfüllt auf hohem Niveau unsere Anforderungen an die Kapazitäten und erweist sich als effizient und zuverlässig.“
Mit Automation Award ausgezeichnet
Die Realisierung des automatischen Lagers dauerte neun Monate. Den Berechnungen von Klinkhammer zufolge hat die Logistikanlage in Taulov ihre Produktivität durch die Automatisierung im Vergleich zum manuellen Zeitalter mehr als verdoppeln können.
Laut seiner Homepage verfolgt Bestseller das Ziel, „die Logistik von einer Kostenstelle zu einem Game Changer zu machen“. Ganz offensichtlich befindet sich der Fashion-Spezialist auf bestem Wege dorthin. Die logistische Entwicklung auf der Halbinsel Jütland wurde auch andernorts registriert. Im Oktober 2023 erhielten Bestseller und sein Systemintegrator den „Automation Award“ von der Danish Industrial Robot Association. Die DIRA vergibt diesen Preis jedes Jahr für ein innovatives Automatisierungsprojekt. Klinkhammer-Vertriebsleiter Tom Preller bewertet das Lager als Meilenstein der Bestseller-Erfolgsgeschichte. „Mit den Lagerrobotern von Exotec und einem automatisierten Karton- und Palettenhandling setzt Bestseller ein Zeichen im Hinblick auf Schnelligkeit, Verfügbarkeit und Flexibilität.“
Exotec auf der Logimat: Halle 5, Stand 5F71
