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Truckermangel: Unseren Lieferketten droht der Infarkt

Meinung
Truckermangel: Unseren Lieferketten droht der Infarkt

Truckermangel: Unseren Lieferketten droht der Infarkt
Der Autor: Prof. Dr. Robert Fieten, wissenschaftlicher Berater der BA, Köln

Unsere Wirtschaft läuft zurzeit zwar nicht gut aber besser als erwartet. Alles könnte noch besser sein, wenn es nicht in nahezu allen Wirtschaftsbereichen einen akuten Fachkräftemangel gäbe. Unsere heimischen Wertschöpfungsketten werden durch den Personalmangel schwer gebeutelt. Hier sei ein Blick auf das Truck Business geworfen, das bestimmend für unsere Versorgung ist. Der Lkw-Transport macht 72,5 Prozent unseres Güterverkehrs aus. Die Personalsituation im Truck Business ist mehr als angespannt.

Aktuell fehlen laut Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung deutschlandweit nahezu 100.000 Fahrerinnen und Fahrer. Bezogen auf die 565.000 Trucker, die sozialversicherungspflichtig in unserem Lande beschäftigt sind, sind das mehr als 15 Prozent. Diesen Mangel halten die Lieferketten nicht aus.

Der Truckermangel wird immer größer, denn jährlich gehen 20.000 Fahrer in Rente ohne Nachbesetzung. Die Speditionen, nicht nur in Deutschland, sondern auch im benachbarten Ausland wie etwa Polen suchen verzweifelt Lkw-Fahrer. Aus der Ukraine und Weissrussland kommt seit Ausbruch des Krieges keine Entlastung mehr.

Was also ist zu tun? Der Job als Trucker muss attraktiver werden. Hierzu bedarf es finanzieller Anreize, die die Logistikunternehmen mittlerweile bieten. Dies ist absolut richtig, denn laut Statistischem Bundesamt verdienen Trucker im Schnitt 2623 Euro brutto. Also fast 650 Euro weniger als Beschäftigte mit vergleichbarer Ausbildung und Erfahrung. Dies ist für eine so stressige und verantwortungsvolle Tätigkeit einfach zu wenig Schmerzensgeld!

Aber damit ist es nicht getan. Die Logistikbranche muss auch nach automatisierten Transportlösungen mit autonom fahrenden Lastwagen suchen. Doch dies ist trotz verheißungsvoller Pilotprojekte (z. B. automatisierter Containertransport im Hamburger Hafen) noch ein langer Weg. Frühestens ab 2030 werden autonom fahrende Lkw auf den Straßen sein. Dann könnten sie auf Autobahnen und in Häfen zum Einsatz kommen. Doch in Kleinstädten und Dörfern sind autonome 40-Tonner angesichts der absolut gerechtfertigten Sicherheitsauflagen nicht angesagt.

Trucker werden daher auch weiterhin gebraucht. Der Truckermangel bleibt über 2030 hinaus, denn bis dahin sind weitere 140.000 Fahrer ohne Nachfolge ausgestiegen.

Nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Verkehrspolitik müssen neue Wege beschreiten, um den drohenden Infarkt der Lieferketten, die sich ja auch in der grünen Transformation befinden, zu verhindern. VW-Vorstand Gunnar Kilian meint in der Wirtschaftswoche vom 27.1.2023 dazu: „Um Tätigkeiten auf der Langstrecke nicht nur von Menschen übernehmen zu können, sondern vor allem auch nachhaltig zu sein, müssen die Zugmaschinen autonom und elektrisch unterwegs sein. Wir brauchen hierfür ein flächendeckendes Ladenetz, mehr autonome Testfelder auf Autobahnen und einen Ausbau der Rastplätze. Zudem brauchen wir diesen Platz als Hub, um den automatisierten Fernverkehr von der Autobahn anschließend auf den manuell gesteuerten Transport in die Stadt verladen zu können.“

Der Mann hat recht: Geht in die Generaloffensive gegen den Truckermangel und für den infrastrukturellen Aus- und Aufbau – jetzt!.

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