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Wie Schaeffler seine globale Logistik steuert und überwacht

Lieferketten mit Datenmanagement nachhaltig und agil aufstellen
Wie Schaeffler seine globale Logistik steuert und überwacht

Die Zukunft einer resilienten Supply Chain liegt in einem effizienten Datenmanagement. Mit dem eigenentwickelten Online-Tool „Transportation Data Cube“ (TDC) steuert, überwacht und verbessert der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler seine globalen Logistikprozesse.

Jedes Jahr verschickt Schaeffler Hunderttausende Warensendungen per Schiff, Bahn, Flugzeug und Lkw rund um die Welt. Rund 19.000 Standardcontainer verschiffte das Unternehmen im Jahr 2022. Angesichts der kürzlichen Störungen in den Verkehrsnetzen, zum Beispiel durch geopolitische Konflikte oder die Corona-Pandemie, müssen Unternehmen immer schneller neue Lösungen entwickeln. Perspektivisch werden lokale und regionale Lieferketten gefragt sein, um Abhängigkeiten von entfernten Märkten und somit Risiken zu reduzieren. Die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch kürzere Laufzeiten und eine Reduzierung der CO2-Emissionen gewinnt als Erfolgsfaktor zunehmend an Bedeutung.

Um bei volatilen Marktlagen vorausschauend planen zu können, hilft ein robustes und effizientes Datenmanagement. Die Anforderungen an die Mitarbeitenden im Supply Chain Management und der Logistik sind komplex: Unzählige Parameter sind zu bedenken, um den Transport termingerecht, zu günstigen Tarifen und nachhaltig zu organisieren.

Dieses Know-how über die Logistikprozesse muss künftig digital abgebildet werden und nutzbar gemacht werden. Seit 2021 unterstützt dabei der Schaeffler Transportation Data Cube (TDC) – ein vom Unternehmen selbst entwickeltes Tool. Einerseits ermöglicht der TDC das Verwalten komplexer Frachtkostendaten, andererseits soll er das Finden der günstigsten Frachtrouten so einfach machen, wie beispielsweise das Buchen eines Urlaubsflugs über bekannte Internetportale. Zwei Jahre nach dem Launch hat das Tool mehr als 200.000 Einzelpreisvereinbarungen verarbeitet, über 130 Länder sind im Logistiktransportnetzwerk hinterlegt.

Digitaler Zwilling in der Logistik

Die digitale Transportlogistik strukturiert sich mit dem Transportation Data Cube in mehrere Schritte. Nach der Ausschreibung stellt der beauftragte Logistikdienstleister seine Sendungsinformationen als Datenblätter in standardisierten Strukturen, sogenannten Flatfiles, zur Verfügung. Mehrere 10.000 Zeilen und bis zu 130 Spalten können diese Rohdaten beim automatisierten Import beinhalten. Der TDC bereitet diese Datensätze auf, indem er Preise und Sendungen verbindet sowie Widersprüche identifiziert.

Das Tools bereitet im Anschluss die Inputdaten nach festen Regeln auf, um den Folgesystemen nutzbare Daten für operative Prozesse zur Verfügung zu stellen. Die Aufbereitung erfolgt in mehreren Schritten: Nach dem Import erkennt der TDC Preisstruktur-Muster und gleicht die Informationen mit hinterlegten Logiken ab. Checks hinsichtlich Datenqualität und Geodaten sowie auf Konsistenz bei den Flatfiles und Bestandsdaten stellen die Validität der Datensätze sicher. Am Ende wird ein digitaler Zwilling der Logistikrouten erstellt, indem das reale Objekt mit einem virtuellem Simulationsmodell vernetzt wird.

Daten für vielfältige Zwecke

Fachleute für Transport und Logistik nutzen bei Schaeffler die vielfältigen Möglichkeiten der bereitgestellten Informationen. Ein neues Transportmanagementsystem, aktuell im globalen Rollout, wird beispielsweise Lieferungen anhand der Daten so organisieren, dass möglichst niedrige Transportkosten und Lieferzeiten anfallen. Ein sogenanntes iTrack-System nutzt die aufbereiteten Sendungsdaten der Logistikprovider für punktgenaues Tracking von Seefracht. Auch die drei Sparten und Zentralabteilungen des Zulieferers verwenden diverse Dienste, zum Beispiel ein Tool zur Rechnungsprüfung und Netzwerkplanung. Um mögliche Probleme in der Wertschöpfungskette zu antizipieren und schnell lösen zu können, verknüpft ein externes Tool globale Warnungen mit dem Logistiknetzwerk des Unternehmens.

Die intuitive Nutzbarkeit und Flexibilität waren bei der Eigenentwicklung des TDC zentrale Aspekte. Durch eine grafisch gestaltete Benutzeroberfläche lassen sich jegliche Marktveränderungen abbilden. Aufgrund der kontinuierlichen Datenintegration entstehen hier keine zusätzlichen Implementierungskosten und es sind keine zusätzlichen IT-Ressourcen notwendig. Entsprechend reicht die Nutzergruppe bei Schaeffler auch über die Logistikbereiche hinaus.

Logistik grün gedacht

Analysen und Simulationen entlang der Lieferketten auf Basis der TDC-Daten eröffnen neue Möglichkeiten, um strategische Fragestellungen durch die End-to-End-Transparenz aller Lieferketten zu beantworten, beispielsweise beim Thema Nachhaltigkeit. Der Automobil- und Industriezulieferer hat sich zum Ziel gesetzt, ab dem Jahr 2040 klimaneutral zu wirtschaften. Der TDC berechnet nicht nur Transportkosten, sondern auch CO2-Emissionen der Transportwege. Das Webtool bietet einheitliche Werte zur genauen Kalkulation. Die elementare Größe ist die Transportleistung – ein Parameter, der aus dem Produkt von Distanz und Gewicht in Tonnen besteht. Auch rechtliche Vorgaben erhöhen den Druck, belastbare Daten zur Berechnung der Treibhausgas-Emissionen zu liefern, auf deren Basis Logistiker Entscheidungen treffen können. Galten bis vor Kurzem Kosten, Laufzeiten und Erreichbarkeiten als maßgebliche Einflussparameter, so wird die Höhe der CO2-Emissionen zunehmend zum entscheidenden Faktor.


Bild: Schaeffler

Stefan Kinscher

ist Leiter Supply Chain Management und Logistik der
Schaeffler AG

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