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LkSG: IntegrityNext und BME ziehen Bilanz

IntegrityNext und BME ziehen Bilanz nach fast einem Jahr LkSG
Deutschland und die Sorgfaltspflichten

Deutschland und die Sorgfaltspflichten
Laut der Studie beurteilen insgesamt mehr als drei Viertel der Befragten ihre Lieferanten eingehend auf Nachhaltigkeitsaspekte oder planen dies zu tun. Bild: metamorworks/stock.adobe.com
Daten von IntegrityNext zeigen, dass Unternehmen ab 3000 Mitarbeitenden eine mäßig positive Bilanz nach dem ersten Jahr des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) ziehen und belegen, dass zeitlicher und organisatorischer Aufwand, Transparenz sowie die Datenqualität die größten Herausforderungen bei der Umsetzung des LkSG darstellen.

Unternehmen sehen einen bedeutenden Hebel für mehr Nachhaltigkeit in ihrer Lieferkette. Das gaben 66 Prozent der Befragten im Rahmen einer Studie an, die IntegrityNext gemeinsam mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) veröffentlicht hat. Bei Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitenden steigt diese Zahl auf 82 Prozent. Für die Studie wurden im September und Oktober letzten Jahres insgesamt 244 Unternehmen, darunter vorwiegend Mitgliedsunternehmen des BME, zur Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) befragt.

Das LkSG ist am 1. Januar 2023 in Kraft getreten, um nachhaltiges und verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln entlang der gesamten Lieferkette zu etablieren. Es regelt umfangreiche Sorgfalts- und Berichtspflichten der Unternehmen bezüglich ihrer Lieferkette. Dem Gesetz unterliegen seit dem 1. Januar 2023 alle Unternehmen mit Sitz in Deutschland und mehr als 3000 im Inland Beschäftigten sowie seit dem 1. Januar 2024 auch Unternehmen ab 1000 Mitarbeitenden.

Die regulatorischen Anforderungen steigen

Gesetzliche Vorgaben und das Inkrafttreten des LkSG haben merklich zur Datenerhebung in der Lieferkette sowie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung beigetragen. Während 2021 nur 25 Prozent der Befragten angaben, einen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen, liegt die Zahl mittlerweile bei 46 Prozent. Auch hier ist der Unterschied in der Unternehmensgröße erkennbar: Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitenden veröffentlichen in 80 Prozent der Fälle einen Nachhaltigkeitsbericht.

Mit der nächsten Stufe der Umsetzung des LkSG steigt nun auch der Druck auf Unternehmen ab 1000 Mitarbeitenden, ihre Lieferketten genauer unter die Lupe zu nehmen. Insgesamt beurteilen bereits mehr als drei Viertel (78 %) aller Befragten ihre Lieferanten eingehend auf Nachhaltigkeitsaspekte oder planen dies zu tun. Unter den Gruppen, die bereits jetzt vom LkSG betroffen sind, liegt die Zahl bei 87 Prozent (über 3000 MA) bzw. 83 Prozent (über 1000 MA). KMU (unter 1000 MA) liegen mit 66 Prozent noch weiter zurück. Der Fokus auf unmittelbare Lieferanten hat dabei im vergangenen Jahr stark zugenommen (Anstieg von 29 % in 2022 auf 50 % in 2023) ebenso wie die Untersuchung von Hochrisikolieferanten (Anstieg von 32 % in 2022 auf 44 % in 2023).

Bilanz der Unternehmen nach Einführung des LkSG

Bisher ziehen Unternehmen eine mäßig positive Bilanz zum ersten Jahr des Gesetzes. Mit Kernelementen wie dem Aufbau eines Risikomanagementsystems (58 %) und der Durchführung regelmäßiger Risikoanalysen (41 %) bei allen direkten Lieferanten haben die bereits 2023 betroffenen Unternehmen gute beziehungsweise sehr gute Erfahrungen gemacht. 38 Prozent aller befragten Unternehmen geben außerdem an, das LkSG helfe ihnen signifikant dabei, Nachhaltigkeit im Unternehmen und der Lieferkette in der Praxis voranzutreiben.

Schwierigkeiten sehen bereits betroffene Firmen jedoch vor allem in Bereichen wie dem Ergreifen von Abhilfemaßnahmen zur Risikominimierung und bei der Umsetzung der Sorgfaltspflichten bei mittelbaren Zulieferern. Weniger als ein Drittel (30 %) der Befragten gab an, damit gute bis sehr gute Erfahrungen gesammelt zu haben. Mit der Umsetzung der Sorgfaltspflichten bei mittelbaren Zulieferern haben lediglich 14 Prozent gute bis sehr gute Erfahrungen gemacht. Dies könnte daran liegen, dass es für Unternehmen zunehmend schwierig ist, Transparenz über unmittelbare Lieferanten hinaus zu gewinnen.

ESG-Risikomanagementsysteme sind unerlässlich

Um die Lieferkette monitoren zu können, benötigen Unternehmen ein funktionierendes Risikomanagementsystem für ESG-Belange. Hier hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Mittlerweile geben 80 Prozent der Befragten an, ein solches System in Planung oder bereits implementiert zu haben. 2021 lag diese Zahl noch bei 57 Prozent. Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitenden haben auch hier die Nase vorne: 99 Prozent beantworten diese Frage mit Ja und erfüllen somit maßgeblich eine der Kernanforderungen des LkSG.

Das Monitoring der Lieferkette ist komplex. Deshalb nutzen 84 Prozent der Unternehmen Softwarelösungen, um beispielsweise Daten-Risikoanalysen durchzuführen oder Reportings zu erstellen. 88 Prozent der Softwarenutzer setzen dabei auf Drittanbieter, da sie so auf Expertenwissen und effiziente Lösungskonzepte für eine Vielzahl von ESG-Problemstellungen zurückgreifen können. Als wesentliche Vorteile vom Einsatz von Technologie nennen Unternehmen vor allem einfachere Prozesse, Zeitersparnis und Transparenz.

Sorgfaltspflichten stellen weiterhin Herausforderung dar

Trotz aller Bemühungen beschränken sich Einblicke in die Lieferkette bisher oft auf direkte Zulieferer. Der Überblick über die gesamte Lieferkette bleibt eine Herausforderung, da komplexe Lieferkettenbeziehungen oftmals die notwendigen Einblicke erschweren. Insgesamt haben mehr als drei Viertel der Befragten (76 %) zumindest teilweise Transparenz über ihre direkten Zulieferer. Allerdings ist zu bedenken, dass bedeutende Nachhaltigkeitsrisiken wie Zwangs- oder Kinderarbeit in vielen Branchen auf den untersten Lieferkettenebenen zu verorten sind.

Für Unternehmen mit 3000 oder mehr Mitarbeitenden stellt zudem die Qualität der benötigten Daten eine große Herausforderung dar (50 %). Daneben sehen Unternehmen zeitlichen und organisatorischen Aufwand als die größten Hürden bei der Einhaltung der Sorgfaltspflichten. Besonders überraschend: Nur ein Zehntel der bereits betroffenen Unternehmen nimmt die Berichterstattung als Herausforderung wahr. Kosten und budgetäre Fragen nennen nur 13 Prozent als negativen Aspekt.

Doch auch Unternehmen, die vor der Umsetzung des LkSG stehen, haben noch großen Handlungsbedarf. So fühlen sich nur 22 Prozent von ihnen gut oder sehr gut vorbereitet, regelmäßige Risikoanalysen ihrer unmittelbaren Zulieferer durchzuführen. Nur ein Viertel der zukünftig betroffenen Unternehmen sehen der geforderten Dokumentation und Berichterstattung gut bis sehr gut vorbereitet entgegen. Hier gilt es Unternehmen aus den Erfahrungen anderer lernen zu lassen und die richtigen Tools und Prozesse rechtzeitig einzuführen.

Vorbereitung auf europäische Initiativen

Gesetzliche Sorgfalts- und Berichtspflichten sollen bald auch auf EU-Ebene einheitlich geregelt werden. Die europäischen Richtlinien CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive) werfen bereits ihre Schatten voraus und Unternehmen in Deutschland bereiten sich vor. 83 Prozent der Unternehmen, die grundsätzlich nicht direkt vom LkSG betroffen sind, gaben an, die Anforderungen trotzdem ganz oder teilweise umsetzen zu wollen. Fast die Hälfte dieser Befragten (47 %) tut dies als Vorbereitung auf europäische Richtlinien. Druck kommt jedoch nicht nur von EU-Ebene, sondern auch von Kunden, die mehr soziale Verantwortung erwarten.

CSRD und CSDDD werden künftig auch für KMU mit weniger als 1000 Mitarbeitenden gelten und sich zudem indirekt auf noch deutlich kleinere Firmen auswirken. Das LkSG ist für Unternehmen also ein wesentlicher Testlauf für die voraussichtlich deutlich umfangreichere und anspruchsvollere CSDDD. 86 Prozent der Befragten sehen deshalb im LkSG einen deutlichen Mehrwert für die Vorbereitung auf die EU-Direktive und können sich somit einen wichtigen Wettbewerbsvorteil erarbeiten. 17 Prozent der Befragten berücksichtigen bereits jetzt Aspekte der kommenden EU-Richtlinie bei der Umsetzung des LkSG.

BME sieht großen Handlungsbedarf bei mittelbaren Zulieferern

„Die Zahlen belegen, dass wir in der Umsetzung des LkSG schon viel erreicht haben. Unternehmen brauchen aber weiterhin Hilfestellung, um das volle Potenzial ihrer Lieferkette nachhaltig und sicher ausschöpfen zu können“, betont BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov. Während unmittelbare Lieferanten bei der Umsetzung der Sorgfaltspflichten schon gut vorankämen, bestehe bei den mittelbaren Zulieferern noch großer Handlungsbedarf.

„Die große Mehrheit der Unternehmen ist sich ihrer Verantwortung bewusst und achtet bereits heute auf die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz in ihren Lieferketten. Positiv ist ebenfalls, dass den Einkaufsabteilungen mit dem LkSG mehr Verantwortung zuwächst“, so BME-Bundesvorstandsvorsitzende Gundula Ullah. Die Erfahrungen deutscher Unternehmen mit der Umsetzung des LkSG werden sich als wertvoller Vorteil erweisen, sobald die europäischen Regelungen in Kraft treten.

Nick Heine, Mitgründer und COO von IntegrityNext, ergänzt: „Komplexe globale Lieferketten sicher und effizient zu monitoren, stellt Unternehmen jeglicher Größe vor Herausforderungen und wird gleichzeitig auch auf europäischer Ebene immer wichtiger. Die Studie zeigt, dass Softwarelösungen einen wichtigen Beitrag zur Einhaltung des LkSG leisten und Unternehmen erheblich entlasten können. Wir möchten Unternehmen auch in Zukunft bei der Erfüllung ihrer Sorgfaltspflichten unterstützen, sei es in Bezug auf das LkSG oder anderweitige europäische Regulierungen, und so zu ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit beitragen.“ (ys)

Die komplette Studie kann bei IntegrityNext angefordert werden.

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