Umsatz, Profit und Boni bei der Deutschen Bank wuchsen in den 2000ern stetig und bis heute gehört die Bank zu den Größten weltweit. Doch nach der Finanzkrise 2008 kamen immer mehr dubiose und teilweise illegale Praktiken ans Licht, die in den Büros des Unternehmens stattgefunden haben: die sogenannten Paradise Papers und die enge Beziehung zum windigen Geschäftsmann und Präsidenten Donald Trump sind nur die letzten in einer langen Reihe von Anschuldigungen.
Der mehrfach ausgezeichnete Filmemacher und investigative Journalist Dirk Laabs rechnet in diesem Buch mit der Deutschen Bank ab und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Er erzählt aus dem Unternehmensalltag der Investmentbanker, wie Gier und Ehrgeiz die Bank und damit den Finanzmarkt destabilisierten – bis es 2008 zur Krise kam. Erschreckend ist dabei, wie wenig Verantwortung die Banker nach der Krise für ihr Handeln übernahmen und munter weiterlogen und betrogen – wahrscheinlich bis heute. Das Buch ist gefüllt mit Insider-Informationen, und Dirk Laabs intensive Recherchearbeit zeigt sich auf jeder Seite. Dabei kann er zum Beispiel auf interne E-Mails und Tonbänder zurückgreifen, die in Gerichtsverfahren nach der Finanzkrise verwendet wurden. Er nutzt diese, um den Hergang der Krise noch einmal neu aufzurollen. Er fokussiert sich dabei auf die Perspektive der Deutschen Bank, die ganz vorne dabei war, wenn es um den Verkauf von dubiosen Finanzprodukten ging. Erschreckend ist dabei vor allem, wie wenig Wissen Politiker, und die Investmentbanker selbst, zur Zeit der Krise über den Finanzmarkt hatten. Es fragt sich, ob das heute anders aussieht.
Zwar ist die Erzählung eines „Wolfs der Wall Street“ nicht mehr ganz neu, aber dennoch bietet Laabs tiefe und kleinteilige Analyse einen interessanten Blick auf die Machenschaften der Deutschen Bank, die in den Medien gern als grundsolide dargestellt werden will. Das Buch endet dabei nicht mit der Finanzkrise, sondern beleuchtet auch deren Nachwirkungen bis heute. Eine wichtige Botschaft ein Jahrzehnt später, denn die Krise scheint von vielen schon längst vergessen und abgeschrieben zu sein. (sd)