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Produktionsrückgang und Importanstieg

Überblick zur aktuellen Versorgungslage am Stahlmarkt
Produktionsrückgang und Importanstieg

Produktionsrückgang und Importanstieg
Produktionsrückgänge, eine schwache Nachfrage und hohe Strompreise kennzeichneten die negative Entwicklung der deutschen Stahlkonjunktur im ersten Halbjahr. Bild: fanjianhua/stock.adobe.com
Die Stahlindustrie in Deutschland hat in den letzten Jahren mit erheblichen Veränderungen zu kämpfen. Das führt dazu, dass die Produktion von Stahl immer weiter zurück geht. Parallel dazu hat sich auch der Außenhandel verändert, was die Versorgungslage und Preise der verschiedenen Stahlsorten auf dem Markt beeinflusst.

Ein genauerer Blick auf die Produktionsentwicklung und den Außenhandel liefert wertvolle Einblicke für betroffene Einkäuferinnen und Einkäufer.

Produktion in Deutschland

Historischer Vergleich: Bereits 2019 war ein Rückgang der Stahlproduktion in Deutschland zu verzeichnen. Waren es in den Jahren zuvor noch etwa 42 bis 44 Mio. Tonnen Stahl, die bei uns produziert worden sind, reduzierte sich die Produktion 2019 auf dann nur noch 39,7 Mio. Tonnen. Dieser Rückgang betraf Elektrostahl und Oxygenstahl in etwa gleichermaßen. Insbesondere aufgrund der Corona-Pandemie verringerten die Stahlwerke ihre Ausbringung in 2020 noch einmal um ca. 10 Prozent auf 35,7 Mio. Tonnen. Erstmals nach drei Jahren ist die Rohstahlproduktion in Deutschland 2021 dann wieder angestiegen. Mit einem Zuwachs von 12 Prozent auf 40,1 Mio. Tonnen wurde die Grenze von 40 Mio. Tonnen knapp überschritten. Insgesamt lag die Erzeugung im Jahr 2021 aber noch immer etwa 7 Prozent unter dem Niveau von 2017 (43,3 Mio. Tonnen). Im Jahr 2022 kam es mit 36,8 Mio. Tonnen Rohstahl erneut zu einem Abschlag von rund 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies markierte (mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020) den niedrigsten Jahreswert seit 2009. Das Produktionsvolumen des zweiten Halbjahres stellt sogar einen Tiefpunkt seit der Wiedervereinigung dar. Mit 17,3 Mio. Tonnen lag die Erzeugung der zweiten Jahreshälfte im Vorjahresvergleich um 11 Prozent niedriger.

Aktuelle Lage: Die ersten sieben Monate 2023 zeigen erneut eine rückläufige Produktion gegenüber dem bereits schwachen Vorjahr. Zu beachten ist der große Unterschied in den beiden Herstellrouten. Oxygenstahl befindet sich in diesem Jahr annähernd auf dem Level von 2022 (-0,6 %). Die rückläufigen Mengen werden im Wesentlichen getrieben durch Elektrostahl mit seiner zwar emissionsarmen, jedoch sehr stromintensiven Herstellung. Deutliche Produktionsrückgänge, eine schwache inländische Nachfrage und hohe Strompreise kennzeichneten die negative Entwicklung der deutschen Stahlkonjunktur bereits im gesamten ersten Halbjahr. Der Einkauf sollte daher wissen, aus welcher Route der Stahl kommt. Der Faktor Produktionsmenge könnte hier unterschiedliche Wirkungen bzgl. Verfügbarkeit und Preis in den verschiedenen Werkstoffen und Formaten haben. Da der Strompreis einen größeren Einfluss zu haben scheint, sollten auch die entsprechenden politischen Entscheidungen beobachtet werden. Elektroöfen sind deutlich schneller hochzufahren als Hochöfen zur Oxygenstahl-Herstellung.

Es liegen weiter keine Anzeichen vor, dass sich die Situation erheblich ändern wird. In Deutschland sieht Stahlkompakt aktuell eher rückläufige bis stagnierende Wirtschaftsdaten. Ein recht großer Anteil der aktuellen Aufträge aus Branchen, wie z. B. dem Maschinen- und Anlagenbau, stammt aus der Abarbeitung von älteren Aufträgen, neue Auftragseingänge gibt es nur begrenzt. Aus Sicht eines Stahlherstellers macht es im Moment wenig Sinn, die Produktion hochzufahren. Produzenten werden mutmaßlich erst bei einem nachhaltigen Anfrageanstieg die Mengen steigern. Auf europäischer Ebene sei die Entwicklung vergleichbar und das Produktionsniveau äußerst gering. Daher rechnet Stahlkompakt nicht mit kurzfristigen Verbesserungen der Verfügbarkeiten, welche den Markt beeinflussen. Da man sich bereits einige Zeit auf diesem Niveau befindet, ist die geringe Produktion scheinbar bereits eingepreist. Wenn dann wird sich eine Preiswirkung im Bereich der Elektrostähle ergeben.

Außenhandel

Historischer Vergleich: Die Europäische Union kommt historisch aus einem Exportüberschuss von knapp 14 Mio. Tonnen (2012), welcher sich im Laufe der Jahre zu einem Importüberschuss gedreht hat. Damit hatte man über den Außenhandel im Jahr 2021 etwa 25 Mio. Tonnen zusätzlichen Stahl im Vergleich zu 2012 in der EU zur Verfügung gehabt. Für die ersten drei Quartale 2022 ergab sich erneut ein enormer Importüberschuss, wie man ihn Stahlkompakt zufolge über einen so langen Zeitraum noch nicht gesehen hat. Im 4. Quartal sind die Importe dann aber deutlich zurückgegangen. Insgesamt brachte das Jahr 2022 dennoch Rekordüberschüsse.

Aktuelle Lage: Bis März verzeichnete Stahlkompakt Importe auf niedrigerem Niveau. Von den Importüberschüssen zwischen 3 und 4 Mio. Tonnen pro Quartal aus 2021 und 2022 war man weit entfernt. Die jüngsten verfügbaren Werte für Q2 in 2023 zeigen aber wieder einen deutlichen Überschuss, der mit über 3 Mio. Tonnen im Bereich der Vorjahre liegt. Dies wird die Versorgungslage positiv beeinflussen und damit bei den betroffenen Werkstoffen tendenziell preisreduzierend wirken.

Fazit

Es reicht nicht, nur auf die Gesamtdaten für Produktion und Außenhandel zu schauen. Der Einkauf sollte seine Werkstoffe und Formate kennen und die Märkte entsprechend beobachten. Faktoren, wie politischen Entscheidungen oder Importmengen, können sich in ihrer Wirkung auf Verfügbarkeit und Preis stark unterscheiden.


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