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Sind Prognosen zum Stahlpreis 2023 möglich?

Stahlpreisentwicklung aktuell – eine Analyse
Sind Prognosen zum Stahlpreis möglich?

Sind Prognosen zum Stahlpreis möglich?
Der Output in der deutschen Stahlproduktion befindet sich auf historisch geringem Niveau. Bild: industrieblick/stock.adobe.com
„Belastbare längerfristige Stahlpreisprognosen sind zugegebenermaßen beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Unsere Welt ist dazu viel zu volatil“, so beschreibt es unser Kompetenzpartner Stahlkompakt. Ereignisse wie Fukushima, eine Havarie im Suezkanal, ein unkalkulierbarer „Staatsmann“ wie Donald Trump oder die Corona-Pandemie sind demnach nicht vorherzusagen. Zudem sei der Stahlmarkt selbst schon extrem komplex.

Es gibt eine Vielzahl von Einflussfaktoren, die wiederum auf eine Vielzahl von Märkten treffen. Bei über 2000 Sorten in verschiedenen Formaten spannt sich ein fast unendliches Feld von einzelnen Stahlmärkten auf, die von den verschiedenen Einflussfaktoren alle unterschiedlich betroffen sein können. Bei Stählen, die überwiegend in der Automotive-Industrie Verwendung finden, hat die Produktionsleistung dieser Branche beispielsweise einen erheblichen Einfluss auf die Nachfrage und damit auf die Stahlpreise. Nimmt man demgegenüber einen Stahl, der viel in der Bauindustrie eingesetzt wird, so wird sich der Preis komplett unabhängig vom Automobilbau entwickeln.

Was Stahleinkäuferinnen und Stahleinkäufer aber dennoch jederzeit tun können – und sollten – ist, maßgebliche Einflussfaktoren zu erarbeiten, zu bewerten und deren Entwicklung in der Folge zu beobachten. Daraus kann der Einkauf für „seine“ individuellen Stahlsorten ableiten, welcher Einflussfaktor stärker oder schwächer wirkt. Im Folgenden gibt Stahlkompakt einen groben Überblick wichtiger Faktoren (Stand Mitte April 2023) und welche Gedanken sich Einkäufer von Stahl dazu machen sollten.

Nachfrageseite

Automotive: Das Produktionsniveau in deutschen Produktionsstätten der Automobilindustrie lag im März 2023 zum elften Mal in Folge über dem des jeweiligen Vorjahresmonats. Es liefen im abgelaufenen Monat 441.900 Pkw von den Bändern. Das sind 67 Prozent mehr als im März 2022. Zu bedenken ist allerdings das extrem niedrige Vergleichsniveau: der März 2022 war bezüglich der Produktion der schwächste März seit fast 50 Jahren gewesen. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden insgesamt gut 1,1 Millionen Pkw produziert. Das entspricht einem Plus von 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Trotz der positiven Tendenz der vergangenen Monate – die insbesondere in der sich sukzessive verbessernden Versorgungslage mit Vor- und Zwischenprodukten begründet ist – verbleibt das Produktionsniveau noch signifikant unterhalb des Vorkrisenniveaus. So wurden in den ersten drei Monaten des aktuellen Jahres noch 9 Prozent weniger Fahrzeuge hergestellt als im ersten Quartal des letzten Vor-Corona-Jahres 2019. (Quelle: VDA)

Kurzfristig deutet die Entwicklung auf eine preissteigernde Wirkung der hier relevanten Werkstoffe hin.

Bauindustrie: Der reale Umsatz in der Bauindustrie ist im Januar 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat laut statistischem Bundesamt um 9,5 Prozent zurückgegangen. Der nominale Umsatz erhöhte sich aufgrund der stark gestiegenen Baupreise um 5,8 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. 2022 ging der reale Auftragsbestand im Wohnungsbau mit einem Minus von 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr am stärksten zurück. Dies war der erste Rückgang in dieser Bauart in einem Kalenderjahr seit 2009 (-3,5 %). Die Abwärtsdynamik im Auftragsbestand des Wohnungsbaus hat sich im Jahresverlauf 2022 zum 4. Quartal hin auf -17,8 Prozent zum Vorjahresquartal beschleunigt (Q1 -2,1 %; Q2 -6,9 %; Q3 -10,5 %).

Werkstoffe, die stark in der Bauindustrie eingesetzt werden, könnten sich daher aktuell tendenziell im Preis reduzieren.

Verarbeitende Industrie: Die Industrieproduktion (produzierendes Gewerbe ohne Energie und Baugewerbe) nahm im Februar 2023 gegenüber Januar saison- und kalenderbereinigt um 2,4 Prozent zu. Gegenüber Februar 2022 stieg die Industrieproduktion kalenderbereinigt um 1,7 Prozent. Dabei war ein Anstieg über alle Hauptgruppen der Industrie zu verzeichnen.

Trotz des leichten Anstiegs erwartet Stahlkompakt keine großen Sprünge und eher einen geringen Einfluss auf die Stahlpreise.

Angebotsseite

Produktion: Die Stahlproduktion in Deutschland befindet sich auf historisch geringem Output. Nach vielen Jahren mit einer Produktionsmenge von 42 bis 44 Millionen Tonnen liegt die Produktion im Moment bei Jahresmengen von 36,8 Millionen Tonnen in 2022. Auch die aktuellsten Veröffentlichungen 2023 zeigen keine Trendwende. Für Europa ist die Situation ähnlich. Da diese geringen Produktionsmengen aber nicht neu sind, geht Stahlkompakt davon aus, dass diese bereits eingepreist sind und sich hieraus keine kurzfristigen Preiseffekte ergeben.

Außenhandel: Die Exporte verändern sich seit vielen Monaten kaum und verharren auf sehr geringem Niveau. Auch hier ist diese Situation nicht neu. Daher sieht die Stahl-Plattform keinen Preiseffekt. Die Importe haben sich in den letzten Monaten aber deutlich reduziert. Dies führt dazu, dass weniger Mengen im europäischen Markt verfügbar sind, wodurch sich eine preissteigernde Wirkung ergeben kann. Hier muss man allerdings genau hinschauen, welcher Stahl stark von Importen abhängig ist, denn nicht alle Stähle werden von diesem Effekt gleichermaßen getroffen.

Es ist gut zu erkennen, dass Faktoren hier teilweise gegenläufig wirken. Als Stahleinkäufer sollte man „seine“ Stähle daher sehr gut kennen. (ys)


<a href=“http://www.stahl-kompakt.de“>www.stahl-kompakt.de</a>

Unser Kompetenzpartner

Hier finden Sie auch mehr zu den Themen Stahl und Stahlbeschaffung, insbesondere auch zu den aktuellen Stahlpreisentwicklungen.

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