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Vor EU-China-Gipfel: Mehrheit setzt noch nicht auf De-Risking

EU-China-Gipfel in Peking
Unternehmen tun zu wenig, um Abhängigkeiten zu reduzieren

Unternehmen tun zu wenig, um Abhängigkeiten zu reduzieren
Die Rahmenbedingungen lassen europäischen Unternehmen oft keine andere Wahl, als weiter auf chinesische Vorleistungen zu setzen. Bild: vchalup/stock.adobe.com

Im Vorfeld des EU-China-Gipfels in Peking ist die Atmosphäre von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Derweil arbeitet bislang nur ein überschaubarer Teil der deutschen Wirtschaft daran, seine Abhängigkeit von China zu verringern, so das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Die Mehrheit tut dies noch nicht oder setzt sogar auf mehr Importe aus China.

Für EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel birgt der EU-China-Gipfel mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und dem Ministerpräsidenten Li Qiang schwierige Gesprächsthemen. Die EU beklagt laut dem IW, dass europäische Unternehmen auf dem chinesischen Markt einen schweren Stand haben. Brüssel prüfe zudem Strafzölle für chinesische E-Auto-Hersteller. Das stößt dem Institut zufolge in China auf Unverständnis. Auch Brüssels sogenannte De-Risking-Pläne – die EU will in bestimmten Bereichen weniger abhängig von China sein – missfallen Peking.

Mehrheit setzt noch nicht auf De-Risking

Eine neue IW-Untersuchung zeigt jedoch, dass viele deutsche Unternehmen noch nicht gegen ihre Abhängigkeiten von China vorgehen. Bei einer Umfrage unter 400 Unternehmen aus NRW im Juni 2023 gaben rund 40 Prozent an, auf Vorleistungen aus China angewiesen zu sein. Von ihnen rechnen nur 19 Prozent damit, dass China künftig weniger bedeutsam für sie sein wird, 33 Prozent gehen davon aus, dass sich künftig nichts ändert und 48 Prozent erwarten sogar eine wachsende Bedeutung Chinas. Damit setzen mehr als vier von fünf NRW-Firmen mit hohen importseitigen China-Abhängigkeiten zukünftig genauso stark oder noch stärker auf China.

Bei welchen Produkten ist die Abhängigkeit besonders groß?

Ein Blick auf andere aktuelle Unternehmensumfragen bestätigt das Bild, so das IW. Nur ein Teil der befragten Firmen mit hohen China-Abhängigkeiten strebt eine Verringerung an. Eine – je nach Umfrage unterschiedlich große – Mehrheit tut dies jedoch nicht. „Das De-Risking ist in Gang gekommen“, sagt IW-Handelsexperte Jürgen Matthes. „Aber wir dürfen uns keine Illusionen machen: Es passiert noch zu wenig, obwohl die Zeit drängt.“

Rahmenbedingungen auf dem Prüfstand

Es ist eigentlich Aufgabe der Unternehmen, kritische Abhängigkeiten zu reduzieren. Doch die chinesische Industrie bleibt dank enormer staatlicher Subventionen ein besonders guter und günstiger Handelspartner. Wenn die Firmen nicht ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährden wollen, können sie deshalb schwer auf chinesische Vorleistungen verzichten. Die Rahmenbedingungen lassen ihnen oft keine andere Wahl, als weiter auf China zu setzen.

„Hier liegt eine Art Marktversagen vor“, sagt Matthes. Denn aus gesamtwirtschaftlicher und geostrategischer Sicht sei es dringend geboten, Abhängigkeiten zu verringern. „Wenn sich das Bild zum De-Risking nicht zeitnah ändert, sollte die Politik die Anreize für Unternehmen noch stärker erhöhen, ihre kritischen Abhängigkeiten zu vermindern.“ (ys)

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