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Mehr Transparenz im Seetransport

Mehr Transparenz im Seetransport
Bermuda-Dreieck ade

Bermuda-Dreieck ade
Im Idealfall wissen Unternehmen genau, welche Waren sich in welchem Container befinden und wann diese den Hafen erreichen. Bild: moofushi/stock.adobe.com
Den Unwägbarkeiten des Seefrachtverkehrs sind Unternehmen nicht hilflos ausgeliefert. Mithilfe von Lösungen für die Seewegtransparenz können Akteure innerhalb der globalen Lieferketten Seefrachten verfolgen, Bestände besser planen und Transport- und Lagerhaltungskosten senken. Wichtig hierfür ist die Integration und Auswertung zuverlässiger Daten aus einer Vielzahl von Quellen.

Thomas Spieker, Geschäftsführer Shippeo Deutschland und VP Sales EMEA

Über 80 Prozent aller Waren weltweit werden auf dem Seeweg transportiert. Während der Covid-19-Krise, waren Seefrachtkosten innerhalb von 18 Monaten extremen Preisschwankungen ausgesetzt. Hinzu kommen Containerknappheit, Personalmangel und überlastete Häfen.

Unabhängig davon gestaltete sich die Berechnung der voraussichtlichen Ankunftszeiten (engl. estimated time of arrival, kurz: ETA) von Schiffslieferungen im Vergleich zu anderen Transportmitteln deutlich schwerer. Eine Vielzahl von Faktoren müssen bei der Berechnung berücksichtigt werden: Liege- und Entladezeit des Containers, Zollabfertigungszeit sowie der Zeitpunkt, an dem der Container die nächste Transportstrecke oder ein Distributionszentrum erreicht. Je nach Reederei, variieren die Fahrpläne eines bestimmten Schiffs zum Teil und müssen aufwändig abgeglichen werden.

Diese Komplexität, gepaart mit den möglichen Unsicherheiten in globalen Lieferketten, haben das Vertrauen in den Seetransport nachhaltig beeinträchtigt. Wenn sich eine Lieferung zu Land verspätet, wird sie einfach am nächsten Tag auf den Lkw geladen. Hier beträgt die Verzögerung nur wenige Tage. Wesentlich einschneidender sind Verspätungen auf dem Seeweg: Müssen Seefrachtsendungen auf das nächste Schiff verlagert werden, verlängert sich die Transportzeit oftmals um mehr als zwei Wochen. Immer mehr Unternehmen gehen daher „auf Nummer sicher“ und erhöhen ihre Lagerbestände.

Sollte auch dies nicht ausreichen, besteht, gerade bei dringenden Sendungen, die Möglichkeit der vermeintlich zuverlässigeren, jedoch vielfach teureren, Luftfracht. Wenn sich alle Beteiligten auf die geplante Ankunftszeit der Container verlassen könnten, ließen sich viele Eiltransporte per Flugzeug vermeiden – und damit Mehrkosten einsparen.

Einfachere Planung

Neben der Kundennachfrage ist die Durchlaufzeit der Container eine zentrale Kenngröße für die Bestandsplanung von Händlern. Ihr Balanceakt besteht vor allem darin, bei möglichst geringen Lagerhaltungskosten die Verfügbarkeit von Waren für Kunden sicherzustellen. Bislang wurden Durchlaufzeiten manuell berechnet. Mit Softwarelösungen für Seewegtransparenz, sollen sich diese inzwischen nicht nur automatisch kalkulieren, sondern auch in Echtzeit aktualisieren lassen. Ein besseres und detaillierteres Verständnis der Bestände und Transportwege hilft Unternehmen dabei, flexibler und zugleich präziser zu planen.

Verlader nutzen eine Vielzahl von Seetransportunternehmen. Während Leistungen und Gebühren einzelner Reedereien immer wieder variieren, ermöglichen Transparenzplattformen Vergleichbarkeit über Transitzeiten, Freizeiten und die Zuverlässigkeit von Spediteuren. Verlader können auf dieser Grundlage die passenden und zuverlässigsten Spediteure für sich auswählen.

Weniger Mehrkosten und Verspätungen

Mehr Transparenz über Lieferungen auf dem Seeweg bricht Informationssilos auf und erspart Unternehmen einiges an Detektivarbeit. Datenbanken von Seefrachtunternehmen, Seeterminals oder Spediteuren durchsuchen und die Daten in Tabellenkalkulationen einzupflegen – diese manuelle Arbeit kann Unternehmen in Zeiten ausgeprägten Fachkräftemangels teuer zu stehen kommen.

Softwarelösungen für Seewegtransparenz machen diesen Aufwand obsolet: Daten verschiedener Spediteure und Kunden, Geodaten sowie weitere Informationen aus verschiedenen Quellen werden hierbei integriert, aggregiert und visuell aufbereitet. Mittels KI- und ML-Algorithmen soll eine wesentlich präzisere Berechnung der ETAs gelingen.

So verhindert automatisiertes Fracht-Monitoring böse Überraschungen, denn: Verweilt ein Container über die vereinbarte Zeit hinaus am Seeterminal oder am Lieferort, bitten Reedereien Verlader und Empfänger zur Kasse. Neben überlasteten Häfen oder Personalmangel in der Logistik, liegt der Hauptgrund für teure Verspätungen oftmals darin, dass ein mangelnder Überblick darüber herrscht, wann die Container abholbereit sind. Wissen Spediteure genau, wo sich die Container aktuell befinden und wann diese voraussichtlich abholbereit sind, können sie ihre Fahrten besser planen und Strafgebühren vermeiden.

Unternehmen die Just-in-Time oder Just-in-Sequence produzieren, sind bei der Lieferung von Komponenten oder Rohstoffen folglich auf absolute Termintreue angewiesen. Hier sorgt Intransparenz über Lieferungen für doppelten Unmut bei Kunden. Sie werden nicht nur von unerwartet hohen Seefrachtkosten überrascht, sondern büßen schlimmstenfalls auch Umsatz ein, wenn ihre Fertigung aufgrund von verspätetem Nachschub ins Stocken gerät.

Wo die Fäden zusammenlaufen

All diese Szenarien zeigen deutlich: Je komplexer und volatiler die Transportwege zu Wasser, desto größer der Bedarf an Transparenz im Seefrachtverkehr.

Um den Weg einer Seefracht über alle Stationen hinweg zu durchleuchten, benötigt eine Fracht-Monitoring-Softwarelösung eine Vielzahl an hochwertigen Daten aus unterschiedlichen Quellen. Der Speditionszeitplan oder Daten zu Zwischenstopps allein reichen für eine exakte ETA-Prognose nicht aus. Historische Daten aus vergangenen Lieferungen, Fahrpläne, Konnossements (Bill of Landing) und die Positionsdaten des automatischen Schiffsidentifizierungssystems (AIS) sind hier ebenfalls interessant – um nur einige Beispiele zu nennen. Je mehr Datenquellen in einer Transparenz-Plattform zusammenlaufen, desto präziser und verlässlicher die daraus abgeleiteten Informationen. Meldet beispielsweise eine Reederei, dass ein Schiff im Hafen eingelaufen ist, kann der Versender diese Information anhand von Satellitenpositionsdaten des Schiffs verifizieren.

Für einen solchen Gesamtüberblick muss die eingesetzte Visibility-Plattform Daten über unterschiedliche Schnittstellen empfangen, bereinigen und anhand von Data-Science-Methoden aufbereiten. So ist beispielsweise für die Verfolgung sämtlicher Containertypen der Zugriff auf eine Container-ID erforderlich.

Von Transportdaten zum ETA

Ebenso wichtig wie der Daten-Input ist der Daten-Output. Das Zauberwort lautet: Kontextualisierung. Die Visibility-Plattform sollte einen vollständigen Überblick über alle Transportaufträge, den dazugehörigen Containern und Schiffen bieten – einschließlich der Möglichkeit, jede einzelne Sendung detaillierter aufzuschlüsseln.

Im Idealfall wissen Anwender genau, welche Waren sich im Container befinden und wann diese Waren den Hafen oder sogar das Lager erreichen. Um dies leisten zu können, muss die Plattform Kundendaten, wie Bestellungen, Sendungsnummern und andere Informationen mit spezifischen Positionsdaten kontextualisieren.

Überblick auf hoher See

Diese Anforderungen adressiert Shippeo, ein Anbieter von Lösungen für multimodales Echtzeit-Tracking, laut eigenen Angaben mit Ocean Visibility, einer Plattform für die Seewegtransparenz. Sie soll Verladern präzise und zuverlässige Sendungsdaten über alle Verkehrsträger hinweg liefern – inklusive vorausschauender ETAs für eine optimierte Routenplanung. Ein lückenloser Überblick über den Seetransport verbessert die Rückverfolgbarkeit und kann dabei helfen, Engpässe vorausschauend zu entschärfen.

Diese Einblicke sollen Unternehmen in die Lage versetzen, ihre Bestände präziser zu planen und so bis zu 30 Prozent der Lagerhaltungskosten einzusparen. Mit einer verlässlichen Zeitplanung werden lange Wartezeiten und Übergaben in den Häfen reduziert und Verspätungen verhindert. Angaben von Shippeo zufolge, reduziert Ocean Visibility dank benutzerfreundlicher Automatisierungsfunktionen den manuellen Suchaufwand um bis zu 50 Prozent und soll so wertvolle Manpower entlang der gesamten Supply Chain einsparen.

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