Die Minimierung von Risiken in der Lieferkette ist für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, um eine kontinuierliche und zuverlässige Produktion oder Versorgung sicherzustellen. Dabei geht es nicht nur um die Vermeidung von Transportverzögerungen, Einhaltung von Umweltauflagen und Vermeidung von unwürdigen Arbeitsbedingungen. Fällt die Lieferung einer Komponente komplett aus, kann das schnell zu einem unternehmenskritischen Problem werden.
Viele Unternehmen setzen daher auf alternative Lieferanten in der Lieferkette, die bei Bedarf einspringen können, um die Versorgung sicherzustellen. Ein wichtiger Aspekt dieser Diversifikation ist, darauf zu achten, dass sich die Produktionsstätten dieser Partner in unterschiedlichen Kontinenten oder Wirtschaftszonen befinden, um sich gegen lokale Krisen und Kriege zu wappnen. Beispiele dafür sind seltene Erden, Lithium oder auch Kabelbäume für Fahrzeuge, von denen man seit des Ukraine-Krieges weiß, dass diese maßgeblich in der Ukraine gefertigt werden. Diese Form der Redundanz ist wichtig, um handlungsfähig zu bleiben.
Wo kommen die Rohstoffe her?
Unternehmen können sich aber auch in falscher Sicherheit wiegen. Nur weil ein Lieferant aus Peru, der zweite aus Südafrika und der dritte aus den Philippinen kommt, heißt das nicht, dass sie ihre Rohstoffe auch aus diesen Erdteilen beziehen. Entscheidend dafür ist nicht der Sitz des Unternehmens, sondern die Lieferketten der Lieferanten. Greifen alle Lieferanten zum Beispiel auf einen Rohstoffanbieter aus Australien oder China zurück, kann der Ausfall dieser Rohstoffquelle alle Lieferanten gleichzeitig betreffen.
Dieser Fall ist nicht aus der Luft gegriffen. China gilt als „Werkbank der Welt“ und viele Produkte, Vorprodukte und Rohstoffe stammen aus dem Reich der Mitte. Wenn China beispielsweise aus handelspolitischen Gründen den Export von bestimmten Produkten oder Rohstoffen verbietet, kann das eine Vielzahl von Lieferketten weltweit betreffen. Für die Krisenprävention von Lieferketten ist es also notwendig zu wissen, welche Standorte, Länder und Kontinente involviert sind. Nur so können Unternehmen auf Verknappung reagieren und diese auch effektiv ausgleichen. Eine Beschaffungsstrategie, die sich auf wenige Lieferanten konzentriert, birgt tendenziell größere Risiken.
Der Schlüssel zu effektiver Absicherung
Diese Situation verdeutlicht die Notwendigkeit von Supply Chain Mapping. Es sorgt für eine durchgehende End-2-End-Transparenz aller Beteiligter in der Lieferkette, deren Lokation, den Arbeitsbedingungen, Auswirkungen auf die Umwelt und den Ursprung aller Materialien. Mit Supply Chain Mapping lässt sich jede Lieferantenbeziehungen bis zu den Rohstoffen zurückzuverfolgen.
Es geht also darum, nicht nur oberflächlich zu diversifizieren, sondern sicherzustellen, dass die gesamte Lieferkette von Anfang bis Ende transparent und nachvollziehbar ist. Nur so können Unternehmen nicht nur geopolitische Risiken minimieren, sondern auch sicherstellen, dass sie nicht in die Falle einer „falschen“ Diversifizierung tappen.
Funktionsweise einer Supply-Chain-Mapping-Software
Unternehmen müssen ein solches Mapping weder selbst entwickeln noch vollständig befüllen. Der Anbieter Sourcemap stellt beispielsweise eine Plattform zur Verfügung, in welche die Lieferanten ihre Produkte, Zertifikate, Risikobewertungen und Nachweise einstellen und – das ist der entscheidende Punkt – ihrerseits alle ihre Zulieferer auffordern, dort ebenfalls alle Zulieferprodukte einzugeben und zu dokumentieren. Dies setzt sich wie in einer Kaskade fort bis zu den Rohstofflieferanten, die ebenfalls gebeten werden, ihre Informationen direkt in die Plattform einzugeben.
Die Software soll dafür sorgen, dass die Risk-Management-Teams im Unternehmen stets die Übersicht behalten, wo das Supply Chain Mapping vollumfänglich implementiert und befüllt ist und wo noch Lücken bestehen.
Auf den erfassten Daten setzt zusätzlich eine Bewertungslogik auf, die ähnlich wie ein Transaktionsmonitoring im Finanzbereich prüft, ob sich Liefermengen eines Lieferanten plötzlich ändern. Das könnte auf Zukäufe oder Produktionsverlagerungen hindeuten, die dokumentiert werden müssen. Neben der Identifizierung, Minimierung und Vorbeugung von Risiken können die Bewertungsfunktionen auch dabei helfen, Compliance-Vorgaben zu Umweltauflagen und auf faire Arbeitsbedingungen zu prüfen.
Das Monitoring der Lieferkette mithilfe einer spezialisierten Software kommt auch den technischen Vorgaben der vom Gesetzgeber geforderten Dokumentation entgegen. Beim deutschen Lieferkettengesetz reicht ein einfaches PDF-Dokument eben nicht aus. Die dort enthaltenen Daten müssen maschinell auswertbar sein und daher Compliance-gerecht aufbereitet werden.
Anforderungen an das Supply Chain Mapping
Neben der reinen Funktionalität kommt es bei einer Supply-Chain-Mapping-Software auch darauf an, Lieferketten und Materialflüsse optisch sinnvoll aufzubereiten. Sie muss ein entsprechendes Interface besitzen, damit alle beteiligten Unternehmen die stetig wachsenden Informationen eingeben und effizient und sicher verwalten können.
Verschiedene Filter und Trigger auf Unternehmens- und Produktnamen sollten eine automatisierte Überwachung der Lieferketten ermöglichen und selbstständig Reaktionen auf Anomalien in der Lieferkette auslösen. Steht das Supply Chain Mapping, können die Anwender mit wenigen Klicks zu jedem Unternehmen, Produktionsstandort und Material alle notwendigen Informationen abrufen und passende Reports generieren.
Fazit
Die Sicherheit, die eine scheinbar diversifizierte Lieferkette bietet, kann trügerisch sein, wenn Unternehmen keine End-2-End-Transparenz über die gesamte Lieferkette bis zu den Rohstoffen sicherstellen können. Lieferkettenrisiken lassen sich daher nur mit entsprechender Software bewerten und frühzeitig begrenzen. Erweiterungen oder proprietäre Add-ons an ein bestehendes ERP-System lassen meist die notwendige Funktionalität und die End-2-End-Transparenz vermissen, die notwendig ist.
Die aktuell eingeführten neuen europäischen Lieferkettensorgfaltspflichten machen eine Risikoermittlung und -behebung notwendig und ergänzen damit das traditionelle Risikomanagement. Eine Anwendung wie Sourcemap deckt dafür die ganze Bandbreite der Risikoermittlung und -behebung ab.
Jean-Baptiste Ceaux
ist Director of Operations Europe bei Sourcemap. Er ist seit Januar 2022 Teil des Unternehmens und hat dessen europäische Hauptniederlassung in Paris eröffnet. Jean-Baptiste Ceaux ist dafür verantwortlich, die Lösungen von Sourcemap an die spezifischen europäischen Anforderungen und Bedingungen anzupassen – etwa an Vorschriften auf nationaler und EU-Ebene.
Sourcemap
Sourcemap ist Spezialist für die Transparenz und Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen entlang der gesamten Lieferkette. Die Lösung von Sourcemap soll es Einzelhändlern, Herstellern und Marken ermöglichen, die einzelnen Bestandteile ihrer Lieferkette nachzuvollziehen und auf die Einhaltung ihrer Sorgfaltspflichten zu überprüfen. Sourcemap befähigt Unternehmen, Risiken bei Lieferanten zu identifizieren und zu bewerten und ihre Lieferketten in Echtzeit abzubilden. Mit über 400.000 registrierten Unternehmen schafft Sourcemap weltweit Transparenz für die Lieferkette. In seiner Zentrale in New York und weiteren Büros auf der ganzen Welt beschäftigt das Unternehmen 60 Mitarbeiter.