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DMG Mori: Globale Lieferantensuche mit Matchory

Reduzierter Aufwand und einheitliche Prozesse
Globale Lieferantensuche auf Knopfdruck

Globale Lieferantensuche auf Knopfdruck
Timo Rickermann, Chief Purchasing Officer bei DMG Mori: „Mit Matchory bringen wir Informationstransparenz in den Lieferantenmarkt. Ich weiß heute viel schneller, welche Anbieter es überhaupt gibt und kann sie direkt vergleichen und besser bewerten.“ Bild: yutthana/ stock.adobe.com
Verlorene Potenziale und ineffiziente Recherchen sind Folgen des manuellen Sourcings. Die Beschaffungsabteilung von DMG Mori wandte sich deshalb an das Start-up Matchory, um ihre globale Lieferantensuche zu verbessern. Der Anspruch des Werkzeugmaschinenherstellers: Lieferanten sollen auch außerhalb der bekannten und bestehenden Netzwerke gefunden werden.

Yannick Schwab, Beschaffung aktuell

Als ein weltweit führender Hersteller von Werkzeugmaschinen hat DMG Mori sein Kerngeschäft mehr und mehr um Automations- und Digitalisierungslösungen erweitert. Aber auch abseits der eigenen Produkte setzt das Unternehmen verstärkt auf die Digitalisierung – zum Beispiel in der Beschaffung. 2017 hat das Unternehmen eine Initiative gestartet, um alle wesentlichen Prozesse im Einkauf zu digitalisieren. Diese sei inzwischen weitestgehend abgeschlossen. Und das zahlt sich aus: „Wir haben seit 2016 ein um 40 Prozent gesteigertes Einkaufsvolumen abgewickelt, ohne Personal aufzubauen“, betont Timo Rickermann, Chief Purchasing Officer des Maschinenbauers.

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Timo Rickermann ist Chief Purchasing Officer der DMG Mori AG.
Bild: DMG Mori

Der Einkauf von DMG Mori für Europa ist in einer Matrix organisiert. Das jährliche Einkaufsvolumen liegt bei bis zu 1,2 Milliarden Euro. Rickermann: „Wir haben circa 100 Mitarbeiter, etwa 20 davon im zentralen Bereich. Diese kümmern sich um klassische Aufgabengebiete, wie Lieferanten- und Materialgruppenmanagement, aber auch um Themen wie Value Engineering, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Dekarbonisierung.“ Grundsätzlich sei es die Aufgabe des Einkaufs, optimale Kostenstrukturen durch eine frühzeitige Lieferanteneinbindung in den Entwicklungsprozess sicherzustellen. Aber auch der Aufbau widerstandsfähiger, agiler Lieferketten wird immer wichtiger. Im Zuge dessen arbeitet DMG Mori daran, Kernkomponenten verstärkt intern herzustellen bzw. strategische Produktgruppen abzusichern, indem man sich an Partnern beteiligt.

„Um die Resilienz darüber hinaus weiter zu stärken, arbeiten wir seit mehreren Jahren mit Matchory zusammen und pflegen eine intensive Entwicklungspartnerschaft. Das hat uns auch in der Coronakrise dabei geholfen, ad hoc neue Lieferanten zu finden, wenn es mal eng wurde“, betont Rickermann.

Das junge Software-Unternehmen Matchory möchte Transparenz in globale Lieferketten bringen und bietet dem strategischen Einkauf eine automatisierte, KI-basierte Lieferantensuche. Mithilfe von Big Data werden Lieferantendaten aggregiert, aufbereitet und in einer Datenbank zusammengestellt. Durch intelligente Suchalgorithmen soll die Suche permanent verbessert und auf den Nutzer angepasst werden.

Lieferantensuche um bis zu 85 Prozent beschleunigen

Bei der Digitalisierung der strategischen Einkaufsprozesse von DMG Mori, haben Rickermann und sein Team festgestellt, dass das Lieferanten-Scouting als Prozess bisher nicht einheitlich definiert war. „Bevor wir mit Matchory zusammengearbeitet haben, gab es insbesondere für unsere strategischen Einkäufer keine einheitlichen, strukturierten Mittel für die Lieferantensuche. So hat jeder Einkäufer individuelle Lösungen entwickelt – zum Beispiel Internetrecherchen, Messebesuche oder Branchenbücher. Der Bedarf nach einer effizienteren, standardisierten Lösung mit einheitlichen Vorgaben war daher groß“, beschreibt der Chief Puchasing Officer.

Das konnte mit der Einführung von Matchory behoben werden. Der Werkzeugmaschinenhersteller verfügt nun über eine globale Lieferantenrecherche – auf einen Klick in Echtzeit. „Wir bekommen hundertmal mehr Lieferanten weltweit pro Anfrage und konnten den Prozessaufwand um 85 Prozent reduzieren“, erzählt Rickermann. Ist die Longlist potenzieller Lieferanten erstellt, kann über Filterfunktionen eine Auswahl der interessantesten Lieferanten zu einer Shortlist zusammengestellt werden. Aktuell arbeite man mit Matchory daran, die Shortlist ohne weiteren manuellen Aufwand an SAP Ariba zu übergeben, um dort die Ausschreibungen abzuschließen und die Lieferantenqualifizierung sowie -registrierung machen zu können.

Die Matchory-Datenbank bietet umfangreiche Informationen zu rund 10,5 Millionen Lieferanten.
Bild: Matchory

Ein Schwerpunkt der globalen Lieferantensuche mit Matchory bei DMG Mori liegt auf dem Produktionsmaterial. Anfangs stand besonders die Suche nach geeigneten Gusslieferanten für Maschinenteile in globalen Märkten, wie Indien, China und Osteuropa im Fokus. Die Datenbank wird inzwischen aber auch für Nicht-Produktionsmaterial genutzt.

Rickermann und sein Team haben das Tool in den Materialgruppenstrategie-Findungsprozess eingebaut: Einmal jährlich erstellt der Materialgruppenmanager für seine Warengruppe ein Strategie-Update und eine globale Lieferantenrecherche. Dadurch kann er immer wieder aufzeigen, wie sich der Markt entwickelt und baut für jeden Artikel in seiner Warengruppe eine globale Suche auf. Diese kann dann von den betroffenen Einkäufern genutzt werden, wenn ein entsprechendes Projekt ansteht. Der Standorteinkäufer ergänzt seine spezifischen Anforderungen und hat in relativ kurzer Zeit ein valides Suchprojekt. Der Zentraleinkauf kann so sicherstellen, dass die im Konzern definierten Suchkriterien Anwendung finden.

Eine Matchory-Funktion die im DMG-Mori-Einkauf auf großen Zuspruch stößt, ist die sogenannte Ähnlichkeitssuche. Dabei handelt es sich um ein KI-Modell, welches das Start-up selbst entwickelt hat. Wenn Nutzer ein Produkt suchen und hierfür ihre Referenzlieferanten eingeben, analysiert das System das Datenprofil der Lieferanten und macht einen Abgleich über die gesamte Datenbank um ähnliche Firmen zu identifizieren.

Um relevante Lieferanten zu identifizieren, die zu den Anforderungen des Kunden passen, greift Matchory fast ausschließlich auf öffentliche Daten zurück. „Wir gehen systematisch durch das gesamte Web und sammeln öffentlich verfügbare Lieferanteninformationen“, erklärt Aiko Wiegand, CEO und Mitgründer von Matchory. „Wir suchen also gezielt nach dem digitalen Fußabdruck eines Lieferanten und erstellen daraus ein digitales Lieferantenprofil. Diese Datenprofile werden dann mit zusätzlichen Informationen angereichert.“

Mehr als 10 Millionen Lieferanten in der Datenbank

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Aiko Wiegand ist CEO und Co-Gründer der KI-basierten Lieferantensuche Matchory.
Bild: Matchory

Aber welche Informationen erhalten Anwender über die einzelnen Zulieferer? In den Lieferantenprofilen finden sich allgemeine Daten wie Firmenname, Standort und Website, sowie spezifische Informationen zu Produkten, Zertifikaten oder Nachhaltigkeitskriterien. Insgesamt sind 10,5 Millionen Lieferanten in der Datenbank hinterlegt. Damit habe man eine sehr hohe Abdeckung in der Breite. „Wir arbeiten jetzt daran, dass wir für die einzelnen Lieferanten noch mehr in die in die Tiefe kommen. Da sprechen wir mit verschiedenen Partnern um deren Datenpunkte für eine bessere Entscheidungsfindung miteinzubinden. Wir wollen nicht selbst in jede Kategorie so tief eintauchen“, betont der CEO. Konkret gehe es dabei um Finanz-, Risiko- und ESG-Daten sowie Kontaktinformationen, die integriert werden sollen.

Weitere Informationen liefern Zolldaten, mit denen Matchory intensiv arbeitet. Wenn ein Container von Europa in die USA verschifft wird, gibt es dazu ein entsprechendes Frachtdokument (Bill of Lading). „Wir haben mehrere 100 Millionen dieser Frachtdokumente gesammelt und in die Datenbank eingebunden. Dadurch bekommen wir sehr viel Transparenz über die Lieferanten und die Lieferketten“, sagt Wiegand. So könne Matchory nachvollziehen, welche Lieferanten in welchen Kategorien bzw. Produkten weltweit führend oder entsprechend spezialisiert sind. Wie haben sie sich im Zeitverlauf entwickelt? Welche Kunden werden beliefert? Wie oft haben diese Kunden nachbestellt? All das sind laut Wiegand sehr wertvolle Informationen aus den Frachtdokumenten für die Algorithmen, die das Matching übernehmen. Das Ganze soll weiter angereichert werden, zum Beispiel mit einer Risikoeinschätzung oder ausgewerteten Finanzkennzahlen.

Das bringt dem Maschinenbauer die Zusammenarbeit

Oberste Priorität hat dem Gründer zufolge die Unabhängigkeit. Man werde keine Sichtbarkeit verkaufen. So soll ein neutrales Ergebnis gewährleistet werden. „Perspektivisch planen wir, dass Lieferanten weitere Informationen für ihr Profil bereitstellen, die wir dann bei Bedarf verwenden können“, so Wiegand.

Aber was bringt Matchory nun konkret? Aiko Wiegand: „Unsere Anwender haben deutliche Kosteneinsparungen bis zu 35 Prozent, allein dadurch, dass sie mit uns den gesamten, globalen Markt anschauen. Wir können bis zu hundertmal mehr Firmen in die Analyse miteinbeziehen und so letztendlich auch Lieferanten finden, die bessere Konditionen anbieten. Diese Ergebnisse können aber auch in der Preisverhandlung mit bestehenden Lieferanten eingesetzt werden. Damit sind erhebliche Einsparungen erzielt worden.“

Timo Rickermann von DMG Mori sieht den großen Vorteil vor allem in der Geschwindigkeit und dem Umfang der Suche: „Mit Matchory bringen wir Informationstransparenz in den Lieferantenmarkt. Ich weiß heute viel schneller, welche Anbieter es überhaupt gibt und kann sie direkt vergleichen und besser bewerten. Das ist mittlerweile ein absoluter Mehrwert.“

Ist die Longlist potenzieller Lieferanten erstellt, kann eine Auswahl der interessantesten Lieferanten zu einer Shortlist zusammengestellt werden. Bild: Matchory

Von der Anfrage zur Lieferanten-Longlist

Sourcing-Anfrage: Im ersten Schritt definiert der Werkzeugmaschinenhersteller ein Anforderungsprofil für seinen spezifischen Sourcing-Fall, wobei mehr als 50 verschiedene Datenpunkte ausgewertet werden können. Dazu gehören neben relevanten Keywords z. B. auch relevante Wettbewerber und HS-Codes.

Datenanalyse und Vergleich: Durch das Echtzeit-Screening von mehr als 10 Milliarden Datenpunkten werden die Lieferanten mit der größten Schnittmenge entsprechend der Nachfrage ermittelt. Als Ergebnis der Datenanalyse erhält das Unternehmen innerhalb von Minuten eine Liste potenzieller Lieferanten, die zu den Anforderungen passen.

Bewerten und Anpassen der Longlist: Auf Basis der Longlist kann DMG Mori analysieren und bewerten, welche Lieferanten am besten zu den Projektanforderungen passten und die Liste verfeinern. Die Ergebnisse erweiterten die bestehende Lieferantenliste um neue und bisher unbekannte Lieferanten.

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