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Flottenmanagement: Tool berechnet CO2-Ausstoß von Lkw

Neues Tool berechnet CO2-Ausstoß von Lkw
Auf dem Weg zur klimaneutralen Flotte

Auf dem Weg zur klimaneutralen Flotte
Logistikunternehmen wie gewerbliche Fuhrpark- und Flottenbetreiber stehen in der Verantwortung, die Transportketten nachhaltig und ressourcenschonend zu gestalten. Bild: Vadish/stock.adobe.com

Mithilfe eines neuen Analyse-Tools lassen sich die zu erwartenden CO2-Emissionen von Lkw-Routen verlässlich prognostizieren. Das System basiert auf Standortdaten und -diensten des Geodatenspezialisten Here Technologies und wird in der Praxis bereits erfolgreich eingesetzt: Die Schweizer Handelskette Migros nutzt das Tool, um die Umweltauswirkungen der eigenen Flotte zu analysieren und deren nachhaltigen Betrieb voranzutreiben.

Die gesamte Europäische Union soll laut EU-Klimagesetz bis 2050 komplett klimaneutral werden, was die Mitgliedstaaten zum Handeln verpflichtet. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Emissionen von Treibhausgasen vermieden und bereits in der Atmosphäre vorhandene Gase abgebaut werden. Hierfür ist es erforderlich, die Produktion von Kohlenstoffdioxid (CO2) als eines der wichtigsten Treibhausgase auf ein Minimum zu reduzieren.

Die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten sind angehalten, diese Vorgaben politisch und gesetzgeberisch umzusetzen. Branchen und Unternehmen können jedoch auch von sich aus tätig werden und entsprechende Initiativen auf den Weg bringen. So können beispielsweise die betrieblichen Logistikketten auf den Prüfstand gestellt werden, um den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid zu reduzieren. Gefordert sind hierbei die Betreiber von Lkw-Flotten – sei es auf Seiten von Unternehmen oder von Speditionen. Diese sollten die Bereitschaft mitbringen, bewusst mit dem Thema CO2-Emissionen umzugehen.

CO2-Reduktion erfordert Daten über bestehende Emissionen

Umsetzbar ist dies jedoch nur, wenn entsprechendes Datenmaterial zur Verfügung steht. Um den CO2-Ausstoß nachhaltig zu reduzieren, benötigen die Verantwortlichen zunächst genaue Erkenntnisse über den Ist-Zustand. Das bedeutet, sie müssen wissen, wie viel CO2 die Lkw-Flotten auf ihren Routen aktuell produzieren. Auf Basis dieser Parameter lassen sich strategische Schritte planen und Maßnahmen umsetzen, die zur CO2-Reduktion und damit zur langfristigen Erreichung der europäischen Klimaschutzziele beitragen.

Die Flottenbetreiber stehen damit vor der Herausforderung, die Zahlen möglichst realitätsnah zu ermitteln. Sie können sich dabei auf grobe Schätzungen stützen, was jedoch nicht dem Anspruch einer genauen Erhebung entspricht. Erfahrungswerte aus der Vergangenheit wie konkrete Messungen der CO2-Emissionen können ebenso als Richtschnur dienen – vorausgesetzt, sie wurden überhaupt durchgeführt. Falls ja, zeigen die jeweiligen Messreihen aber nur einen punktuellen Ausschnitt der CO2-Produktion von Teilen der Flotte zu einer bestimmten Zeit. Detaillierte und umfassende Zahlen sowie systematische Auswertungen in Bezug auf die einzelnen Lkw und deren Routen stehen damit nicht zur Verfügung.

CO2-Ausstoß für beliebige Lkw-Routen berechnen

Hilfreich ist daher, wenn die Flottenbetreiber auf entsprechende technische Möglichkeiten zur lückenlosen und realistischen Ermittlung von CO2-Emissionsdaten zurückgreifen können. Eine Lösung hierfür bietet ein neues Analyse-Tool: Mit „CO2 Insights“ sollen Spediteure und Fuhrparkbetreiber den CO2-Ausstoß für jede beliebige Lkw-Route präzise berechnen können. Ursprünglich wurde das Tool von der Schweizer Einzelhandelskette Migros in Kooperation mit Empa, einem Forschungsinstitut für Materialwissenschaften und Technologie innerhalb der ETH (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich) auf Basis von ortsbezogenen Daten und Diensten von Here Technologies entwickelt. Integriert wurden dabei auch die Erkenntnisse, die der Schweizer Einzelhändler aus mehr als vier Jahren Messung der CO2-Emissionen der eigenen Flotte gezogen hat. Mittlerweile wird das Tool von Here vermarktet.

Das Tool berücksichtigt verschiedene Faktoren, die für eine Kalkulation der zu erwartenden CO2-Emissionen zum Tragen kommen. Dazu zählt der jeweilige Fahrzeugtyp und dessen Gewicht: Handelt es sich um einen Lieferwagen, einen Sattelschlepper oder einen Kastenwagen?

Zudem fließt die verwendete Kraftstoffart wie etwa Diesel, Benzin, Bio- oder Erdgas in die Berechnung mit ein. Wichtige Parameter sind auch die aktuellen Verkehrsbedingungen auf der jeweiligen Route sowie die physischen Eigenschaften des Straßennetzes wie Topographie, Krümmung, Neigung und Höhe. Die hierfür erforderlichen Daten stammen aus dem digitalen Kartenmaterial des Geodatenspezialisten. Darin sind beispielsweise Informationen über das Straßennetz wie vorhandene Fahrspuren, Brückenhöhen, Tunnelbreiten, Lkw-Fahrverbote für bestimmte Abschnitte, Gewichtseinschränkungen oder Achsbegrenzungen enthalten. Mit diesen Parametern soll es möglich sein, die zurückgelegte Route umfassend zu verstehen und die CO2-Produktion genau zu prognostizieren.

End-to-End-Tracking bei zeitkritischen Gütern

Analyse-Tool verknüpft verschiedene Daten

Das Tool verknüpft die Daten über das Straßennetz mit den Informationen über LKW-Typ, Gewicht und Kraftstoff- oder Antriebsart. Letztere lädt der Flottenbetreiber aus seinem IT-System direkt in die Analyse-Anwendung. In Kombination mit Informationen über die Routenführung wie Startpunkt, Zieladresse und Zwischenstopps berechnet das Tool dann sowohl den Kraftstoffverbrauch als auch die CO2-Emissionen. Die Werte werden in einem Dashboard visualisiert und für verschiedene Zwecke wie Reporting, zertifizierte Audits oder die Routenoptimierung bereitgestellt.

Laut Here Technologies unterscheidet sich „CO2 Insights“ dabei grundlegend von herkömmlichen Tools für die Berechnung von CO2-Emissionen: Letztere würden ein stark vereinfachtes Abbild der Realität wiedergeben und lediglich die Distanz zwischen zwei Postleitzahlen in die Kalkulation einbeziehen. „CO2 Insights“ hingegen sei dank der Verknüpfung verschiedener Parameter in der Lage, die produzierte CO2-Menge präziser zu prognostizieren. So ist hierfür beispielsweise nicht nur die Länge, sondern auch das Höhenprofil der jeweiligen Lkw-Route von großer Bedeutung. Denn Fahrzeuge verhalten sich in verschiedenen Höhen und Neigungen unterschiedlich. Bei langen Steigungen etwa nimmt nicht nur der Energieverbrauch im Vergleich zur zurückgelegten Distanz zu. Auch erwärmt sich der Motor in höherem Maße und muss stärker gekühlt werden, was sich wiederum auf den Kraftstoffverbrauch und damit auch auf das CO2-Emissionsprofil auswirkt.

Tool empfiehlt optimale Fahrzeug- und Kraftstoffarten

Aber das Analyse-Tool berechnet und visualisiert den CO2-Ausstoß nicht nur: Die Informationen können ihren Nutzen maximal entfalten, wenn sie als Grundlage für Optimierungen herangezogen werden, so das Unternehmen. So empfiehlt CO2-Insights auf Basis der prognostizierten Werte auch das am besten geeignete Nutzfahrzeug mitsamt Kraftstoff- und Antriebsart wie Diesel, Benzin, Biogas, Wasserstoff oder Strom. Auch hierfür bezieht die Lösung sämtliche genannten Parameter ein und verknüpft diese. Ziel dabei ist es, für eine bestimmte Route ein Minimum an CO2 zu produzieren.

Gewerbliche Fuhrparkbetreiber sollen dadurch in mehrfacher Hinsicht profitieren: Sie können Ressourcen schonen und damit einen Beitrag zur Erreichung der europäischen Klimaschutzziele leisten. Zudem sind sie in der Lage, den Kraftstoffverbrauch ihrer Flotte zu verringern und damit Kosten einzusparen. Und nicht zuletzt soll sich durch den Einsatz der Lösung die Routenführung optimieren und damit die Effizienz der Transportlogistik und des gesamten Fuhrparkmanagements erhöhen lassen.

Migros nutzt Technologie für Flotten-Optimierung

Migros setzt das Tool erfolgreich ein. Der Einzelhändler nutzt „CO2 Insights“, um die tatsächlichen Auswirkungen der eigenen Flotte auf die Umwelt zu untersuchen. Darüber hinaus werden die Ergebnisse herangezogen, um den Übergang von Dieselantrieben zu alternativen Kraftstoffoptionen wie Biogas, Elektro und Wasserstoff voranzutreiben. (ys)

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