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Studie: Lieferketten-Engpässe und die Inflation sind wichtigste Gründe für eine weltweite Rezession

Studie zur Einschätzung der Weltwirtschaft
Engpässe und Inflation – Ursachen für eine weltweite Rezession

Engpässe und Inflation – Ursachen für eine weltweite Rezession
Die Mehrheit der deutschen Befragten nennen Lieferketten-Engpässe als wichtigsten Grund für den erwarteten Abschwung. Bild: Wolfgang Jargstorff/stock.adobe.com

83 Prozent der global befragten Restrukturierungsexperten gehen von einer Rezession in ihrer Region in den kommenden 24 Monaten aus. 71 Prozent der in Deutschland Befragten sehen eine Rezession bereits innerhalb der nächsten zwölf Monate. Das sind zentrale Ergebnisse der aktuellen Turnaround- und Restrukturierungsstudie 2022 des Beratungsunternehmens AlixPartners.

Dr. Axel Schulte, Managing Director und EMEA Co-Head für den Bereich Turnaround und Restrukturierung bei AlixPartners: „Die Zeit langfristiger Planungssicherheit ist endgültig vorbei. Unternehmen, die akut von dem gefährlichen Mix der aktuellen weltweiten Disruptionen betroffen sind, müssen schnell durch ein hohes Maß an Flexibilität Stabilität erreichen. Dazu zählen vorrangig die Reduktion von Fixkosten und die Sicherung von Lieferketten. Wir sehen jetzt, wie verletzlich Unternehmen angesichts geballt von außen auftretender, disruptiver Kräfte sind. Krisenresilienz hat langfristig eine deutlich gesteigerte Bedeutung, vor allem mit Blick auf die schon heute absehbaren und spürbaren Veränderungen durch den Klimawandel. Der Umgang mit Planungsunsicherheit und die konsequente Ausrichtung von Unternehmen oder ganzen Geschäftsmodellen auf Krisenresilienz werden über Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen entscheiden.“

Die Umfrage wurde im Mai 2022 durchgeführt und besteht aus den Antworten von rund 600 Restrukturierungsexperten von Finanzberatungsunternehmen, Banken und Anwaltskanzleien sowie Unternehmensexperten aus verschiedenen Branchen in den USA, Großbritannien, Deutschland, Schweiz, Frankreich und Italien.

Unterbrechung der Lieferketten bedroht deutsche Unternehmen

Als die wichtigsten Gründe der Krise werden international Inflation (33 %) und Lieferketten-Engpässe (32 %) genannt. In Deutschland ist man mit Blick auf die Lieferketten sogar nochmals skeptischer, hier nennen 54 Prozent der befragten Experten dies als wichtigsten Grund für den Abschwung.

Diese Ergebnisse decken sich mit den Erkenntnissen des aktuellen AlixPartners Disruption Index: Mehr als die Hälfte der deutschen Führungskräfte sorgt sich um Unterbrechungen der Lieferkette. Umgekehrt verhält es sich bei der Inflation. Hier sehen in Deutschland nur 34 Prozent der Befragten einen starken Einfluss auf die Unternehmen, während der Wert international mit 41 Prozent deutlich höher liegt. Einen mäßigen Einfluss der Inflation erwarten hierzulande 65 Prozent der Experten, international sind es 56 Prozent. Dem entspricht, dass 82 Prozent der deutschen Experten gegenüber 90 Prozent aus anderen Regionen der Meinung sind, ein Anstieg der Personalkosten würde die Krise verschärfen.

Die Folgen der geopolitischen Entwicklungen für Lieferketten

Damit setzt sich ein Trend fort, der schon in der Turnaround- und Restrukturierungsstudie 2021 deutlich wurde: Finanzwirtschaftliche Themen beunruhigen die Experten zwar auch hierzulande, werden jedoch als weniger wichtig betrachtet als operative Themen wie das Lieferketten-Management. So sehen 75 Prozent der deutschen Experten geopolitische Risiken als einflussreichsten Faktor für Lieferketten-Störungen, während es im internationalen Vergleich nur 68 Prozent sind.

Weitgehend einig sind sich in- und ausländische Experten dagegen darin, dass die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs besonders auf Deutschland groß sind − 80 Prozent der deutschen und 77 Prozent der internationalen Experten teilen diese Einschätzung.

Automobil- und Fertigungsindustrie im Fokus

Gefragt, welche Branchen von der Krise am meisten betroffen sein werden, sehen 16 Prozent der internationalen Experten die Fertigungsindustrie auf Platz eins. In Deutschland erwarten das sogar 19 Prozent der Befragten, zugleich sehen hierzulande allerdings sogar 40 Prozent die Automobilindustrie im Mittelpunkt der aufziehenden Krise – hier zeigt sich die große Abhängigkeit Deutschlands vom Automobilsektor.

„Deutschland sieht vor allem seine industriellen Kernsektoren gefährdet, da diese Industrien typischerweise auch hochentwickelte und vielfältige Lieferketten besitzen. Diese Lieferketten so zu gestalten, dass schnell Alternativen aufgebaut und dabei nicht neue, verhängnisvolle Abhängigkeiten von einzelnen Märkten, Lieferanten oder Ländern geschaffen werden, gehört zu den kurzfristig brennendsten Aufgaben deutscher Unternehmen,“ so Dr. Rainer Bizenberger, Managing Director bei AlixPartners.

Klimawandel langfristig die größte Herausforderung

Denn 54 Prozent der deutschen Experten sehen aktuelle Lieferketten-Engpässe als wichtigsten Auslöser für die Rezession. Aber nur 7 Prozent bewerten Lieferketten auch langfristig als eine große Herausforderung für die globalen Märkte. Für die mit Abstand wichtigste Herausforderung halten die inländischen Experten dagegen mit 32 Prozent den Klimawandel. Entsprechend nennen auch 83 Prozent der Befragten in Deutschland, dass der Umweltaspekt das für ihre Klientel mit Abstand wichtigste ESG-Kriterium ist. (ys)

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