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Von China nach Indien und Südostasien

Diversifizierung deutscher Unternehmen
Von China nach Indien und Südostasien

Von China nach Indien und Südostasien
Bild: moonrise/stock.adobe.com

Deutsche Unternehmen wollen ihre Abhängigkeit von China reduzieren, so die Einschätzung von Germany Trade and Invest (GTAI). Diese sei durch den Ukrainekrieg stärker in den Fokus gerückt. Zudem sind Risiken durch die Unterdrückung ethnischer Minderheiten und die militärische Bedrohung Taiwans vonseiten Beijings stark gestiegen. Ein Exodus aus China finde jedoch nicht statt.

Besonders aktuell in der Diversifizierungsdiskussion ist die Bedeutung Chinas als Absatzmarkt. Nach wie vor sind die USA für deutsche Exporteure auf Rang eins; nach Frankreich und in die Niederlande exportiert Deutschland fast genau so viel wie in die Volksrepublik. Im Jahr 2021 gingen insgesamt 7,5 Prozent aller deutschen Warenausfuhren in das Reich der Mitte. Doch bei einzelnen Warenkategorien können die Anteile um ein Vielfaches höher liegen (z. B. in der Automobilindustrie).

Bei der Beschaffung aus China konzentrieren sich die Debatten vor allem auf seltene Erden und ausgewählte Vorprodukte. Konsumgüter werden hingegen als nicht besonders kritisch angesehen. Tatsächlich ist die Volksrepublik aber der mit Abstand größte Hersteller und Exporteur von Unterhaltungs- und Haushaltselektronik, IKT-Geräten, Möbeln und Textilien. Die Industriestaaten haben in den letzten Jahrzehnten nahezu ihre gesamte Konsumgüterproduktion nach China ausgelagert. Apple produziert dort aktuell 95 Prozent seiner Produkte und will die Quote bis 2025 auf 75 Prozent drücken. Bei diesem Tempo würde das Unternehmen mehr als ein Jahrzehnt benötigen, um auf Null zu kommen.

Laut der Geschäftsklimaumfrage der Europäischen Handelskammer in China (EUCCC) vom Juni 2022 beabsichtigen 11 Prozent der Mitgliedsunternehmen eine Verlagerung von Investitionen aus China an andere Standorte. In den vergangenen zehn Jahren lagen die Werte teils höher. Doch die Verlagerung der Fertigung begann bereits vor mehr als einem Jahrzehnt und dauert an. Lediglich die Beweggründe haben sich geändert: Früher standen Kostenaspekte im Vordergrund. Gerade die Produktion einfacher Güter wird seit längerem in Niedriglohnländer verlagert, während die Herstellung hochwertiger Waren in der Volksrepublik verbleibt. Auf der Beschaffungsseite gab es eine ähnliche Entwicklung. Die großen Einkaufshäuser in Hongkong berichten unisono, dass vor 20 Jahren noch etwa drei Viertel aller bezogenen Produkte aus China stammten. Schon vor dem Ausbruch der Coronapandemie sei die Quote auf unter 50 Prozent gefallen.

Eine ähnliche Einschätzung ergibt sich aus dem AHK World Business Outlook vom Herbst 2022 der Deutschen Auslandhandelskammern (AHK). Der Prognose zufolge wollen mehr als ein Fünftel der befragten Unternehmen ihre Investitionen in China ausweiten. Knapp 31 Prozent peilen wiederum eine Verringerung an. Das macht im Saldo ein Minus von 9 Prozentpunkten. Es handelt sich also um keinen Massenexodus. Tatsächlich wollen die wenigsten Unternehmen China komplett verlassen, die Mehrheit sucht nach zusätzlichen Standbeinen in der Region, um ihr Länderrisiko zu diversifizieren.

Die Unternehmen wollen ihr Engagement laut der AHK-Auswertung vor allem in Indien, Singapur, Malaysia, den Philippinen und in Thailand deutlich ausweiten. Bemerkenswert ist, dass Vietnam in der Umfrage mit einem Wert von 0 Prozentpunkten auf den hinteren Rängen landet. Das Land gilt seit Jahren eigentlich als der klassische Ausweichstandort für China. Das deutsche Engagement in Vietnam fällt aber gering aus, wie die Investitionsstatistiken der Deutschen Bundesbank zeigen. (ys)

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