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Mehrwegverpackung für die Logistik

Mehrwegverpackung für die Logistik
Robustes Textil statt Einwegfolie

Robustes Textil statt Einwegfolie
Stella Giuriato ist die Gründerin des Start-ups G.return. Bild: G.return

Durch Mehrweggurte und -hauben des Start-ups G.return können Einwegfolien bei der Palettenverpackung substituiert werden, was anfallende Verpackungsabfälle reduziert. Das Textil soll zudem eine verbesserte Robustheit bieten, wodurch Transportschäden an der Ware reduziert werden. Gleichzeitig sind durch Mehrfachnutzung Kostenvorteile gegenüber der herkömmlich genutzten Folie möglich.

Der Ist-Zustand in der Logistik sieht wie folgt aus: Güter werden überwiegend auf Europaletten transportiert. Dabei wird jede Palette für jeden Transport mit Einweg-Stretchfolie oder einer Einweg-Schrumpfhaube umschlossen. Nach der einmaligen Nutzung der Folie, wird sie entsorgt. Der aktuelle Recyclinganteil von Verpackungsfolie liegt der Initiative Circular Republic zufolge bei zehn Prozent. Das Bundesverkehrsministerium geht gleichzeitig von einem kontinuierlichen Anstieg des Transportaufkommens aus, was sich auch im Gebrauch von Europaletten widerspiegeln würde. Aktuell sind laut dem Fraunhofer IML mehr als 500 Millionen Europaletten im europäischen Warentransport unterwegs.

Stella Giuriato ist die Gründerin des Start-ups G.return. Bild: G.return

Die G.return Giuriato Packaging GmbH möchte Einwegfolien durch Mehrwegverpackungen ersetzen. Hierfür hat das Jungunternehmen aus Sipplingen am Bodensee den Mehrwegpalettengurt „belt“ zum Verschließen formschlüssiger Ladung und die Mehrwegpalettenhaube „folder“ zum Überziehen von nicht formschlüssiger Ladung entwickelt, jeweils in verschiedenen Ausführungen.

„Viele Unternehmen haben ein permanentes Wirtschaftsverhältnis zueinander. Die Integration eines Mehrwegverfahrens kann nur gelingen, wenn wir uns bewusst sind, dass es anders gehen muss“, betont die Gründerin des Start-ups G.return, Stella Giuriato. „Unsere erste Zielgruppe sind alle Unternehmen jeglicher Größe, welche sich als innovative Vorreiter sehen.“ Gespräche werden aktuell mit der Automobil- und Lebensmittelindustrie, dem Transportwesen, Groß- und Fachhandel, Holzindustrie, Baugewerbe und der Metallbranche geführt.

Robuste Textilverpackung bietet Flexibilität

Das Besondere an den Produkten des Start-ups ist ihre Flexibilität. Sie sind so konzipiert, dass sie sich individuell an Ladungen anpassen lassen – im Umfang und in der Höhe. Hierzu wurden an der Oberseite des Produktes Klettbänder integriert. Das Verpacken ist auf eine Person ausgelegt. Das Textil ist UV-beständig sowie wasser-, schmutz- und schimmelabweisend, so das Unternehmen. Darüber hinaus ist es durch das sogenannte Rippstop-Gewebe sehr robust und kann auf Wunsch bedruckt werden. Ebenso bietet das Start-up eine hundertprozentig wasserdichte Variante an.

Die Langlebigkeit ihrer Produkte ist der Geschäftsführerin sehr wichtig: „Wir haben das Produkt 1000-mal geöffnet und geschlossen. Bei einer Verwendung an jedem zweiten Arbeitstag, ergibt das eine Lebensdauer von acht Jahren.“

Mehrwegverpackung spart Kosten

Die Verpackung einer Palette mit Einwegfolie verursacht Giuriato zufolge Betriebsausgaben zwischen 1,00 und 1,20 EUR. Durch die Wiederverwendbarkeit sollen die Kosten für die Mehrwegverpackung bei ca. 25 Cent pro Palettenverpackung liegen. Zudem sollen durch die einmalige Anschaffung interne Bearbeitungs- und Fakturierungskosten wie Waren- und Rechnungseingang, Rechnungsprüfung und Zahlungsanweisung gespart werden. Auch die Kosten der Entsorgung wie Miete, Bearbeitung und Platzbedarf für den Container reduzieren sich. Als Gegenargument hört Giuriato häufig, dass es Geld für die Rückgabe der Folie gebe. „Diese muss allerdings sortenrein und sauber sein. Mehrere Versandlabels können hier schon zum Problem werden“, betont die Gründerin.

Das Start-up nimmt seine Produkte nach deren Erwerb fünf Jahre lang für eine kostenlose Reparatur zurück. Giuriato: „Nur so verbessern wir unser Qualitätsmanagement.“ Für den Fall, dass die Mehrwegverpackung komplett verschlissen ist, wurde eine Kooperation mit dem Berufskolleg für Mode und Design an der Berufsschule Radolfzell zum Thema Upcycling geschlossen.

Geprüfte Ladungsstabilität

Um Ladungsstabilität zu gewährleisten, arbeitet G.return eng mit dem Sachverständigen für Ladungssicherung des TÜV Süd zusammen. „Ende August 2023 kam das ‚Go‘ für den neuen Verschluss. Unsere Verpackung und unsere Komponenten waren auf dem Test-LKW und haben mit Bravour bestanden. Das macht mich sehr stolz“, freut sich Giuriato. Das zum Patent angemeldete Verschlusssystem verbindet einen Mehrwegspanngurt mit handelsüblichem Umreifungsband. Dadurch kann dem Start-up zufolge eine Einsparung des Einwegbandes von bis zu 91 Prozent erzielt werden. Die Bänderung liegt eng an der Palette an, sodass der Spediteur keine Lademeter verliert.

Mitte September startete der erste Langstreckentransport mit einer Spende von 420kg Blumenerde an eine Schule in Italien. Der Transport fand nachhaltig per Bahn statt. Die Palette wurde zudem einem Stresstest mit mehrfachem Auf- und Abladen unterzogen. Im selben Monat erhielt G.return Giuriato Packaging darüber hinaus den 1. Preis des Ideenwettbewerbs „Re-Use im Lebensmitteltransport 2023“ der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt.

Der erste Langstreckentransport mit der Mehrwegverpackung nach Italien. Bilder: G.return

Das Startup möchte sich nun schnell am Markt etablieren, um die nötigen Aufträge zur Finanzierung des Projektes zu erhalten. Das Ziel ist die Produktion mit einer vollautomatisierten CNC-Nähanlage der Pfaff Industriesysteme und Maschinen GmbH. Der Produktionsanlauf, zukünftige Sonderanfertigungen sowie Kapazitätsspitzen werden in Zusammenarbeit mit einer Lohnnäherei aus der Region umgesetzt. (ys)

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