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Kiel Trade Indicator: Ungewöhnlich lange Containerschiff-Staus in der Nordsee – Tendenz steigend

Leichte Entspannung im Welthandel
Ungewöhnliche Staus in der Nordsee – Tendenz steigend

Ungewöhnliche Staus in der Nordsee – Tendenz steigend
Mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität stecken aktuell in Staus auf der Nordsee fest. Bild: Armin Lehnhoff/stock.adobe.com

Der globale Handel zeigt im Juni im Vergleich zum Vormonat eine leicht positive Tendenz. Das geht aus den jüngsten Daten des Kiel Trade Indicator hervor. Gleichzeitig beeinträchtigt der Stau von Containerschiffen in der Nordsee und ein Einbruch des Frachtvolumens im Roten Meer den Handel Europas.

Laut jüngstem Datenupdate des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) steht der Welthandel im Juni im Vergleich zum Vormonat mit 0,4 Prozent im Plus (preis- und saisonbereinigt). Für Deutschland zeigen die Werte einen Zuwachs bei den Importen an (+2,5 %) und eine rote Null bei den Exporten (-0,1 %). In der EU zeichnen sich nur moderate Veränderungen sowohl bei den Exporten (-0,5 %) als auch Importen (+0,8 %) ab.

Etwas eindeutiger fallen die Signale für den Junihandel der USA aus, sowohl Exporte (+3,2 %) als auch Importe (+1,1 %) sind mit einem Plus versehen. Auch für Chinas Handel sind die Vorzeichen bei Exporten (+1,7 %) und Importen (+4,0 %) positiv. Die Auswertung weist für Russland im Juni eine schwarze Null im Export (+0,3 %) und einen abermaligen Rückgang im Import (-5,8 %) aus.

Das jüngste Datenupdate des Kiel Trade Indicator vom Juni 2022. Bild: IfW Kiel

Europa: Hohe Kosten und Staus hemmen den Handel

 „Grundsätzlich zeigt der Welthandel im Juni eine leicht positive Tendenz. Aber massive Schiffsstaus, hohe Transportkosten und daraus resultierende Lieferengpässe hemmen den Warenaustausch, insbesondere mit Blick auf Europa“, sagt Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator. 

Dagegen entspanne sich laut Stammer die Lage in Nordamerika: „Die pandemiebedingt hohe Nachfrage nach Konsumgütern in den USA hat nachgelassen, der Stau vor dem Hafen von Los Angeles hat sich aufgelöst. Das entlastet die Transportwege, und so sind die Frachtkosten von Asien an die Westküste Nordamerikas seit Beginn dieses Jahres um knapp die Hälfte gefallen. Frachtraten auf dem Weg von Asien nach Nordeuropa sind dagegen noch immer sechs Mal so hoch wie vor zwei Jahren.“

Staus vor wichtigen Containerhäfen (Stand: 05.07.2022). Bild: IfW Kiel

Containerschiffe warten weiter vor Häfen

Die Staus von Containerschiffen in der Nordsee halten an und sind in der Tendenz steigend, über zwei Prozent der globalen Frachtkapazität stehen dort still und können weder be- noch entladen werden. Auch vor Shanghai und Zhejiang wächst die Warteschlange, über vier Prozent der globalen Frachtkapazität stecken hier fest.

Maschinenbau: Lieferketten zum Zerreißen angespannt

Stammer führt aus: „Ein Ende der Staus in der Containerschifffahrt ist derzeit nicht in Sicht. Während beispielsweise vor Shanghai auch schon in der Vergangenheit lange Warteschlangen beobachtet wurden, ist dies für die Nordsee sehr ungewöhnlich. Für Deutschland und die EU beeinträchtigt dies vor allem den Überseehandel, speziell mit Asien, woher etwa Unterhaltungselektronik, Möbel oder Textilien geliefert werden.“

Frachtvolumen im Roten Meer eingebrochen

Auf dem Roten Meer, der wichtigsten Handelsroute zwischen Europa und Asien, sind derzeit über 20 Prozent weniger Containerschiffe unterwegs, als unter normalen Umständen zu erwarten wären. So groß war die Lücke zuletzt nach Ausbruch der Corona-Pandemie vor zwei Jahren. „Maßgeblich dafür könnte sein, dass sich die negativen Effekte des Lockdowns in Shanghai aufgrund der 40-tägigen Fahrt von China nach Europa nun erst zeigen. Auch der Containerschiffstau in der Nordsee und eine zunehmende Bedeutung des Schienentransports auf der Neuen Seidenstraße reduzieren dort womöglich das Frachtaufkommen“, so Stamer.

Das Frachtaufkommen in Russlands Häfen lässt mittlerweile recht eindeutig auf den Versuch schließen, den verlorenen Handel mit Europa durch Asien zu substituieren. Im Ostseehafen St. Petersburg, wo Waren aus Europa ankommen, ist das Frachtaufkommen nachhaltig eingebrochen. In den übrigen, im Asienhandel eingebundenen Häfen, erholt es sich dagegen etwas. „Allerdings können die Importe aus Asien bisher noch nicht den Handel mit Europa ersetzen“, sagt Stamer abschließend. (ys)

Engpässe und hohe Preise bremsen den Aufschwung

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